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Rittergut Steinbeck in
Unterwüsten
In der Literatur |
Aus: Das Amt Schötmar in geschichtlicher
Beleuchtung · Von W. Butterweck |
Es trägt seinen Namen von einem Bache,
der oberhalb des Gutes in einer Wiese entspringt (Steinbecke).
In früheren Zeiten gehörte es zum Amte Heerse. Um 1450 wurde
der Hof von den Amtsmeiern einem Gerd zu Vinnen zum
erblichen Besitz überwiesen. Nach dessen Tode ist er dem
gräflichen Vogt Potthof in Schötmar auf Lebenszeit verliehen
worden. Die Stadt Uflen nahm den Hof nach Potthof's Tode in
Pacht und holzte für die Salzsiederei den Wald in
erheblichem Maße ab. |
Da der letzte Meier zu Steinbeck, namens
Bartold, ohne männliche Erben geblieben war, so machten
seine Schwiegersöhne, Falkmann aus Ehrdissen und Uekermann
a. d. B., um 1600 Anspruch auf den Hof. Um 1603 verkaufte
der letztere das Erbrecht seiner Frau an Graf Simon VI., der
nun den Hof übernahm und "Friedliebenshalber" den Kaufpreis
von 600 Talern erlegte, obwohl "Gretken Uekermann", geb.
Meier zu Steinbeck, längst abgefunden war. In den nächsten
Jahren treffen wir sodann eine Familie von Hanxleden dort.
Um 1617 erwarb den Hof Rabe de Wrede. Seine Nachkommen haben
ihn bis 1810 bewirtschaftet resp. verpachtet. Wann er zum
Rittergut erhoben ist, bleibt ungewiß. (Pertinezien s. J.=B.
1835, S.2) Von 1810 - 1858 war eine Familie von Hoffmann aus
Aurich-Rinteln, Besitzerin, von 1858 - 1863 Konduktor Busse
aus Heerse, dann ein Weber; um 1864 erwarb es von Lengerke
aus Bremen, der dort 1869 im gothischen Stile ein neues
Herrenhaus errichtete. Der benachbarte Schwachhof oder
Schwaghof, bis 1787 nach Preußen gehörend, und fürher im
Besitz einer Familie Schwabedissen, war bis 1861 im Besitz
des Tierarztes Kronshage. Als dann die Rübenzuckerfabrik in
Uflen ihre kritische Zeit erlebte, erwarb ihn der
Kommerzienrat Brandt in Vlotho und von diesem 1871 von Lengerke (R.=A. 1871, S. 516). Größe: 120 Hektar.
Allodificiert ist dieses Lehnsgut (der Schwachhof) mit 825
Talern im Jahre 1859 (s. R.= A. 1859, S. 241). |
Die Familie von
Lengerke - auch Lengerken, Lengerike, Langerake - ist ein
altes, niedersächsisches Patriziergeschlecht. Seinen
Ursprung hat es angeblich auf dem ehemals gleichnamigen
Edelhof im Kreise Lingen, dem jetzigen Dorfe Lengericht an
der Wallage, gehabt. Vom 16. Jahrhundert ab breitete sich
das Geschlecht von Osnabrück, wo es zu der Zeit allein noch
erscheint, zunächst nach Kiel, Lübeck und Hamburg aus, in
welchen Städten seine Mitglieder als Bürgermeister und
Ratsherren eine Rolle gespielt haben. Einer dieser Zweige
siedelte später nach Hessen über. Um 1864 kam ein von L.
nach Steinbeck, nachdem diese Linie 4 Generationen hindurch
in Bremen ansässig gewesen war. Der erste Besitzer Dr. von
Lengerke war jahrelang Präsident des lippischen Landtages
und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Hauptvereins in
Lippe. |
Schwachhof um
1150 Svevedeshusun, dann Suavedessen, Svavedissen,
Schwaffdissen genannt; Steinbeck hieß um 1300 Stenbeke. Auf
dem Schwachhof befindet sich noch eine sog. Bauernburg
(Speicher). |
Aus: Wüsten. Eine Höfe- und
Siedlungsgeschichte · Von Otto Pölert |
Wir beginnen die Reihe der hufeisen-förmig um die Wüste
gruppierten alten Höfe mit Steinbeck, dem Gute am Rande des
Salzetals und der Salzufler Landwehr. Es wurde schon um 1320 im
Einkünfte-Register der Fürstabtei Herford genannt als 'de Stenbeke'. Damals war es dem adeligen Damenstift lehnspflichtig und
hatte am Tage des Heil. Bartolomäus (24. Aug.) 4 Schff Weizen, 3
Schafböcke und 2 Krüge Honig zu liefern. Lehnsbesitzer waren
die Herren von Arnholz. Vielleicht war der Hof noch recht klein, oder
es gehörte noch ein kleiner Kotten hinzu, denn 1386 empfing
Hermann de Arnholte 'domum parvam in Stenbeke bei der Salze' d.h. ein
ganz geringes Haus in Steinbeck bei der Salze, zu Lehen. |
Der Amtmann Gerd zu Vinnen und Eckendorf erwarb 1450 das Gut zum
erblichen Besitz. 100 Jahre später diente es den Meiern zu Vinnen
als Ruhesitz im Alter. Der letzte aus dieser Familie war Barthold zu
Vinnen, der mit dem Rat von Salzuflen Streit hatte wegen der
Steinbecker Mühle. Als er 1603 starb, waren seine beiden
Schwiegersöhne, Heinrich Falkmann in Ehrdissen und Ueckermann a.d.
Bega, Erben an dem Hof. Graf Simon VI. fand sie jedoch
'friedliebenshalber' mit 600 Thl. ab und machte den Hof zu einer
herrschaftlichen Meierei. |
Als Konduktoren (Verwalter) kamen 1617 die Edlen Herren de Wrede nach
Steinbeck. Als Landsassen waren sie dem Landesherrn unterworfene
Pächter, die jedoch ihr Pachtgut stets weitervererben konnten und
über 200 Jahre als Erbeingesessene auf Steinbeck gewaltet haben.
Junker Rabe de Wrede beendigte die andauernden Hudestreitigkeiten mit
den Salzuflern, indem er von ihnen die Genehmigung erwarb, seine
Schafherden in zwei der Stadt gehörigen Hudebezirken weiden zu
lassen, nämlich im Poggensiek zwischen dem Stumpfen Turme und dem
ehemaligen Teiche im Grunde, sowie im Ellernsieke zwischen dem
Wiensieker Wege und der Wüstenbeke. |
Der Junker de Wrede hatte mit dem Hof auch die Mühle erworben und
1654 daneben eine Schlag- und Ölmühle angelegt. Auf eine
Beschwerde der Regierung erwiderte er, daß mit dem jus molendinum
(Mühlengerechtigkeit) auch das Recht auf Anlehnung einer
Öhlmühle verbunden sei. Wrede erhielt nun gegen Zahlung von
100 Thl. die landesherrliche Bestätigung seiner Öhlmühle
zuerkannt. |
Damals kann der Hof Steinbeck nicht mehr unbedeutend
gewesen sein , denn 1674 betrug die jährliche Heuer(Pacht) 52 Thl. 10 Gr. Lange Jahre
durfte die Stadt Salzuflen diese Heuer des Landsassen Rabe de Wrede erheben als
Zinsen für ein dem Landesherrn geliehenes Kapital. |
Leidenschaftliche Jäger und Fischer müssen die Herren de
Wrede auch gewesen sein. Ständig liest man von Jagdexcessen,
die sich in den herrschaftlichen Wäldern der "Woiste"
abgespielt haben. Danach schoß Raban de Wrede "alle Abende
Hasen an den ihm nicht zukommenden Orten" und kehrte bei
seinen wilden Jagdzügen, die er mit dem von Exterde zu
Ahmsen und dem Meier zu Volckhausen unternahm, nicht "bei
den Jagdpfählen an der Wüsten um". Er forderte jedoch seine
Flinte zurück, wenn sie seinem Jäger abgenommen war, da
dieser "doch niemals in das herrschaftliche Gehege" käme.
Mit den Uflern lag er beständig in Streit wegen der
Fischerei an der Salze, die er für sich privatim
beanspruchte, selbst in dem Mühlenkolk vor der Stadt. |
Nach der Familie de Wrede waren von 1810-1858 der Rittergutsbesitzer
von Hoffmann aus Aurich und dann fünf Jahre lang der Konduktor
Busse zu Heerse Inhaber von Steinbeck; 1864 kaufte Herr Dr. Heinrich
von Lengerke, von Bremen kommend, das Rittergut. Die Familie ist auf
dem Edelhof Lengerich östl. Lingen beheimatet. |
Es ist nicht sicher, wo das alte Herrenhaus auf Steinbeck gestanden
hat. Nach Aussage alter Wüstener soll die 'alte Küche',die
noch heute am Teiche steht, das herrschaftliche Wohnhaus gewesen sein. Fünf
Jahre nach dem Ankauf hat Herr v. Lengerke oberhalb des
Gutshofes das "Schloß" gebaut, ein Sandsteingebäude in
gotisierendem Stil, das weniger durch eine glückliche
Bauweise als durch seine ungemein liebliche Umgebung den
Beschauer erfreut. |
Aus: Westfalia Picta, Band X, Lippe |
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Gut Steinbeck, 1875, Emil Zeiß, Aquarell,
24,5 x 35,0 cm. 1868/69 ließ sich Johann Heinrich von
Lengerke (1825–1906),
später Präsident des lippischen Landtages, an Stelle des
ehemaligen Rittergutes Steinbeck ein Herrenhaus im Stil der
Tudorgotik errichten. Seinen herrschaftlichen Charakter
bezieht das Anwesen, das mehr als Historismus-Villa als
einem herkömmlichen Gutshaus ähnelt, aus einem hohen mit
Ecktürmchen und Zinnen bewehrten, quadratischen Turm. Das in
Übereckansicht wiedergegebene Gebäude belegt die
perspektivische Sicherheit des Zeichners bei der Darstellung
komplizierter Architektur mit aufwendigem Baudekor. Mit
Loggien, Giebeln, Dachgauben, Türmchen, Zinnen und
Kaminaufsätzen besitzt das Bauwerk davon reichlich. Doch
kann es in Auswahl und Anordnung der einzelnen Elemente
künstlerisch kaum überzeugen, vor allem nicht unter dem
präferierten Aspekt einer malerisch-pitoresken Wirkung.
Lippisches Landesmuseum Detmold. |
21. März 1810 - Das adeliche Gut Steinbeck
soll verkauft werden |
Das adeliche
landtagsfähige Gut Steinbeck in der Grafschaft Lippe
Detmold, eine halbe Stunde von Salzufeln und anderthalb
Stunden von Herford belegen, mit Jagd- und
Fischereigerechtigkeit, mehrere Mühlen und eine
Ziegelbrennerey versehen, welches laut einer nach Fürstl.
Lippischen Kammerveranschlagungsgrundsätzen von dem
Kammerkommissair Kleine
aufgenommenen Taxe einen jährlichen reinen Ertrag von 1500
Rthl.11 gr. 2¼ pf. Conv. Münze
aufbringt und exclusive
der zu 11450 Rthl. in der Feuersozietätskasse
versicherten Gebäude auf 42857 Rthl. 5 gr. Conv Münze
abgeschätzt worden, soll in
termino den 21ten März k.J. Morgens 11 Uhr in der
Behausung der Frau Wittwe Schröders in Salzufeln,
falva ratificatione der
Frau Eigenthümerin, im Ganzen meistbietend verkauft werden,
welches Kauflustigen mit der Nachricht bekannt gemacht wird,
daß Abschrift des Anschlages und der Kaufbedingungen gegen
portofreye Einsendung von 12 ggr. für Copialien bey dem
Hausverwalter Kater hieselbst zu erhalten sey.
Haus Steinbeck bey Salzufeln in der Grafschaft Lippe den
18ten Dec. 1809. |
1. Oktober 1906 - Fürstenbesuch auf Steinbeck |
Gestern
nachmittag 4.20 Uhr passierte Sr. Durchlaucht Fürst Leopold
im Automobil unser Dorf und traf pünktlich, wie angemeldet
um ½5 Uhr auf dem Rittergut
Steinbeck ein. Ein schöner Ehrenbogen mit der Inschrift:
"Hoch unser hoher Peotektor" war über dem Einfahrtsweg vor
dem Schloßpark errichtet. Die Kriegervereine Wüsten und
Valdorf, sowie die Wüstener Schulkinder und eine Anzahl der
Bewohner von Wüsten und Umgegend hatten dort Spalier
gebildet und begrüßten den Landesherren durch stürmische
Hochrufe. Der Fürst nahm im Kreise der Familie v. Lengerke
den Kaffee ein und machte dann einen Rundgang durch den
Park, besichtigte auch mit großem Interesse die
Fischereianlagen. Inzwischen hatten die Kriegervereine vor
dem Schlosse Aufstellung genommen und wurde auch ihnen,
nachdem der Fürst von seinem Spaziergange zurückgekehrt war,
eine freundliche Begrüßung zuteil. Gegen 6 Uhr fuhr nach
herzlichem Abschiede von seinen Gastgebern der Fürst nach
Detmold zurück. |
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Quellen: |
Butterweck, W.: Das Amt Schötmar in geschichtlicher Beleuchtung. Druck und Verlag:
Hofbuchdruckerei Willy Bruder (Lippische Tages-Ztg.),
Detmold, 1913. S. 45 f. |
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Fürstlich Lippisches Intelligenzblatt.
Nr. 2. Sonnabends den 13. Jan 1810, S. 13f. |
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Pölert,
Otto: Wüsten - Eine Höfe- und Siedlungsgeschichte von
Otto Pölert. o.O.,o.D. S. 17 f. |
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Schmitt, Michael und
Patrik Schuchert (bearbeitet):
Westfalia Picta Band X, Lippe, Ardey-Verlag, Münster, 2007.
S. 904 f. |
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Lippische Landeszeitung. 3. Oktober 1906 |
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