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Unterwüsten Nr. 116  - Pumpenmeier

Zeichnung des Hauses mit Anbau von 1954.
Der Anbau wurde wegen Baumängel 1979 wieder abgerissen.

Das Haus Nr. 116 in der Waldemeine 
Ab den 1950er Jahren Alte-Vlothoer-Straße Nr. 2
und nach der Eingemeindung ab 1. Januar 1969, Waldemeinestraße Nr. 81

Gustav Pumpenmeier stammte vom Hollenstein, Ober-wüsten Nr. 34 und später Nr. 87. Die Eltern waren der Tischlermeister Simon Friedrich Gustav Pumpenmeier und seine Ehefrau Pauline Marie Juliane geb. Strathemann. Er ging in Oberwüsten zur Volksschule und lernte danach bei seinem Vater († 1909) das Tischlerhandwerk. Nach dem Tod seines Vaters arbeitete er bis Mitte des ersten Weltkriegs noch in der elterlichen Werkstatt auf dem Hollenstein, die dann aber aufgegeben wurde. In der Folgezeit arbeitete er in verschiedenen Tischlereien und war auch gleich nach dem ersten Weltkrieg knapp zwei Jahre im Rheinland und in Holland auf Wanderschaft. Mitte der 1920er Jahre war er in der kleinen Möbelfabrik von Martin Lechner auf der Loose, Unterwüsten Nr. 112 beschäftigt. Dort lernte er die Tochter Sophie Lechner kennen. Sie heirateten am 25. Oktober 1927.
Nachdem sein Schwiegervater und Arbeitgeber in der Weltwirtschaftskrise in Konkurs ging, war Gustav Pumpenmeier mehr als drei Jahre arbeitslos. Erst 1933 bekam er bei der Firma Droste in Hagenmühle als Tischler neue Arbeit. Hier blieb er bis zu seinem Rentenalter im Jahre 1956 tätig. Aber auch danach war er noch aktiv. Drei Jahre lang war er Greenkeeper auf dem nahegelegenen Salzufler Golfplatz. Er, der in seinem Leben nie einen Urlaub gemacht hatte, besuchte dann mit seiner Frau Sophie, mit 70 Jahren ein Jahr lang seinen Sohn Gerhard in Australien. Die vierwöchigen Schiffsreisen waren wohl die größten Erlebnisse für sie.

Gustav Pumpenmeier hatte von seinem Bruder, August Göhnermeier, in den 1920er Jahren ein 717 m2 großes Baugrundstück in der Waldemeine, im Flurstück Aechternkamp gekauft. Das Grundstück, Südhanglage mit einer Schräge von über 5 Metern, war mit Bäumen und Buschwerk bewachsen. Ein Hohlweg des alten Hellwegs von Bad Salzuflen nach Vlotho teilte das Grundstück in zwei Teile. Umfangreiche Erd- und Rodungsarbeiten waren notwendig, um das Land bebaubar zu gestalten. 1926 stellte er einen Bauantrag. Geldmangel und Arbeitslosigkeit ließen das Ehepaar nach ihrer Hochzeit in ein halbfertiges Haus einziehen. 1929 wurde Sohn Gerhard geboren. Eine zusätzliche Belastung für die nahezu mittellose Familie. 

Die Siedlung Waldemeine Anfang der 1970er Jahre
mit den Häusern v.l.n.r. Teuteberg, dahinter nicht zu erkennen Schmerbeck, Wehmeier, Pumpenmeier,
Gusek und rechts Güse.

Erst ab 1933, nachdem Gustav Pumpenmeier wieder Arbeit gefunden hatte, ging es aufwärts. Das Haus wurde fertiggestellt und angesammelte Schulden wurden getilgt. In einer kleinen Einliegerwohnung wohnten zuerst Familie Wellner, dann Familie Scherfeld, Familie Wehmeier und später Tochter Anni mit ihrem Mann und den beiden Töchtern Brigitte und Renate.

n Unterwüsten sollte eine Posthilfsstelle eingerichtet werden. Sophie Pumpenmeier bekam den Zuschlag. So wurden die unteren Kellerräume zu einer Poststelle eingerichtet und Tochter Anni und Sophie fungierten als Postboten. Zwei Zustellbezirke wurden gebildet. Zum einen Gut Steinbeck, Krutheide und Waldemeine und zum anderen Hellerhausen, Glimke, Sundern und Pehlen. 1937 wurde Sohn Klaus geboren, der wie er vier Jahre alt war, den etwas abseits gelegenen Brokhof an der Salze mit Post und Zeitung versorgte. Die Kriegszeit war auch für die Postler eine schwere Zeit. Es mußten Stellungs-Befehle und dann auch mehr und mehr Gefallenen-Meldungen zugestellt werden. Das war besonders schwer, da unter ihnen viele Freunde, Nachbarn, Bekannte und auch Verwandte waren.

Sophie Pumpenmeier und Tochter Anni Parohl
in Postuniform.

Nach dem Krieg wurde die Unterwüstener Poststelle aufgelöst. Die dadurch frei gewordenen Räumlichkeiten wurden Ende der 1950er Jahre an Willi Peters vermietet, der dort einen kleinen Kolonialwarenladen einrichtete. Ende der 1960er Jahre zog Willi Peters in der Nähe in größere Räumlichkeiten.

Der Kolonialwarenladen von Willi Peters.
Gelegentlich half Sophie Pumpenmeier aus.

Am 1. Juli 1975 zog der jüngste Sohn Klaus, der in Bielefeld im Zeitungsverlag Neue Westfälische als EDV-Leiter tätig war, mit Frau Hildegard und Sohn Lars in das elterliche Haus zurück.

Ein Vierteljahr später starb Gustav Pumpenmeier kurz vor Vollendung seines 84. Lebensjahres. Sophie Pumpenmeier zog Anfang der 1980er Jahre in die Nähe ihrer Tochter Anni nach Herford, wo sie am 16. August 1992 im Alter von 91 in einem Altersheim starb.

Hildegard Pumpenmeier betrieb in dem Haus mit drei weiteren Mitarbeitern ein Briefmarken-Auktionshaus, das kurz vor ihrem frühen Tod im Jahre 1988 verkauft wurde.

Klaus pflegte neben seiner beruflichen Tätigkeit immer ausgleichende Hobbies. War es bis in die 1970er Jahre die Philatelie - seine Sammlung 'Telegramme und Depeschen der Altdeutschen Staaten' bekam national und international hohe Auszeichnungen - so war es in den 1980er Jahren die Ornithologie und Fotografie - seine Fotos zierten mehrere Titelseiten von Ornithologischen Fachzeitschriften - so war es in den 1990er Jahren die Pflege einer Korkenzieher-Sammlung. Über letzteres verfaßte er das Buch 'Deutscher Gebrauchsmusterschutz für Korkenzieher 1891-1945'.

Im August 1990 heirateten Klaus Pumpenmeier und die Finanzbuchhalterin Ingeborg Marit Jahn. Heute sind beide im Ruhestand und leben in ihrem Haus in der Waldemeine.

Die Familie Pumpenmeier

Sophie und Gustav Pumpenmeier.

Friedrich Gustav Pumpenmeier
* 25. Oktober 1891 in Oberwüsten Nr. 34
† 1. Oktober 1975 in Unterwüsten
oo 25. Oktober 1927 in Wüsten
Sophie Martha Anna Pumpenmeier geb. Lechner
* 26. März 1901 in Bielefeld
16. August 1992 in Herford
Kinder
Anna (Anni) Marta Emilie Lechner-Pumpenmeier
* 8. Dezember 1921
oo am 31. Oktober 1942 mit Heinz Parohl
Gerhard Pumpenmeier
* 13. März 1929
oo am    mit Inge Vandieken
Gerhard wanderte 1954 mit seiner Familie nach Australien aus
Klaus Pumpenmeier
* 31. Mai 1937

Klaus Pumpenmeier
*
31. Mai 1937
oo  am 12. Juli 1960 in Bad Salzuflen (1. Ehe)
Edith Anna Auguste Martha geb. Gaensewig
* 24. Oktober 1938
Kinder
Ralf-Gerhard Pumpenmeier (jetzt Willner)
* 2. März 1961
 
oo 19. März 1971 in Bielefeld (2. Ehe)
Hildegard geb. Erdmann
* 16. April 1943 † 3. August 1988
Kinder
Lars-Aage Pumpenmeier
* 9. Mai 1972
 
oo 24. August 1990 (3. Ehe)
Ingeborg Marit geb. Jahn
* 11. Februar 1944

Ingeborg und Klaus Pumpenmeier.