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1851, ein Brief von Han-Otto Kuhlenhölter aus Amerika |
Versetzen wir uns 150
Jahre zurück. Die tiefe Frömmigkeit vieler Wüstener und der
Bewohner umliegender Dörfer führte zur Erweckungsbewegung.
Die Unzufriedenheit mit der Lippischen Amtskirche hatte die
Gründung der freien Bergkirchener Kirche inmitten dieser
Dörfer zur Folge.
Die Glaubensfreiheit, aber auch die bittere Armut der
Kleinbauern, Einlieger und Heuerlinge sowie die geringe
Aussicht auf Besserung, ließ die Bürger Lippes in Scharen
nach Amerika auswandern.
Johann Otto Kuhlenhölter, ehemals Einlieger in Pillenbruch
schildert seinen Aufstieg und
das Leben auf seiner Farm in Missouri am Gasconade River. |
Der
Originalbrief ist leider im Laufe der 150 Jahre verloren
gegangen. Der Enkelsohn des Empfängers, Wilhelm Güse aus
Pillenbruch, hat ihn vor vielen Jahren zur besseren
Lesbarkeit abgeschrieben.
Dadurch ist der Inhalt glücklicherweise erhalten geblieben.
Sein ältester Sohn - der Urenkel des Empfängers, Wilhelm
Güse aus Loßbruch - hat die Abschrift zur Veröffentlichung
auf diesen Geschichtsseiten zur Verfügung gestellt. Ich bin
ihm dafür sehr dankbar. |
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Gasconade River, Missouri-USA
geschrieben Mitte August 1851 |
Seite 1
Im Namen Jesu!!
Ja Herr durch Deine Hände geh mein
Anfang und mein Ende, auch bei diesem Brief
schreiben. Jesus Christus der gekreuzigte, der
getreue Heiland unser einziger Trost im Leben und im
Sterben sei mit allen die Ihn von Herzen suchen und
lieb haben. Mit diesem schönsten unter den
Menschenkindern allezeit ganz vertraut, im wahren
Glauben und herzlicher Liebe zusammen zu leben das
wünscht Euch euer geringster Bruder [Johan Otto Kuhlenhölter] von Herzensgrund Amen!! In der Gnade
geliebte Brüder und Schwestern, ich grüße Euch alle
zuförderst nochmal recht herzlich, der Herr sei mit
Euch. |
Mein erster Besuch ist
lange ausgeblieben, ich habe mich eine geraume Zeit
still verhalten, warum ich solches getan Euch zu
sagen, das würde viele Worte erfordern, das wollen
wir uns droben erzählen. Ich glaube der Herr hat mir
das Schweigen in dieser Sache zum Teil selbst
auferlegt. Er heißt ein wunderbarer und verborgener
Gott, dessen Gedanken und Wege nicht einmal unsere
Gedanken und Wege sind. Er hat meiner Natur
empfindlich wehgetan, daß ich mit meinem
aufrichtigen Versprechen habe zu Schanden werden
müssen. Ich hatte im vorigen Herbst einen Brief
fertig als Wilhelm Koch nach Deutschland wollte, als
ich ihn hinbringen wollte erhielt ich die Nachricht
er sei schon weg. Das gestehe ich zwar gern, daß ich
mit meiner Vernunft wohl zuviel geratschlaget,
nämlich ich habe mehrere Briefe aus Deutschland
gelesen worin ich fand mit welch einem schweren
Porto die Briefe aus Amerika bei Euch müssen
eingelöset werden. Die Blutsverwandten von meiner
Seite sind arm, die können es nicht einlösen. Die
Blutsverwandten von meiner Frau’s Seite wußte ich
auch nicht ob es Ihnen |
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beliebte meine Briefe so schwer
zu bezahlen. Und an Dich mein lieber Bruder Henrich
Güse zu schreiben wußte ich auch nicht, weil ich die
Kunst noch nicht gelernt habe einen solchen Brief zu
schreiben der soviel wert ist und dabei kenne ich
durch Gottes Gnade etwas von der Verderbtheit
menschlicher Natur. Briefe aus Amerika mag man gerne
lesen, aber den Brief einlösen überläßt man gerne
einem Anderen. Da kam ich zu dem Entschluß garnicht
zu schreiben, aber ohne aufhören für Euch zu beten.
Ich bitte Euch vergebt mir diese Thorheit, das kann
ich zwar mit Wahrheit sagen Gewissensbisse habe ich
nicht darüber gehabt. |
Nun komme ich zur
Beantwortung Eurer Briefe, die sind mir alle beide
richtig eingehändigt und ich habe sie alle beide
mehrmals aufmerksam mit wahrem Vergnügen Silbe für
Silbe durchgelesen und ich kann nicht anders sagen
sie waren alle beide gut. Bruderhände haben sie
geschrieben, Bruderliebe, Brudersprache und
Bruderherzen habe ich von Anfang bis zu Ende darin
gefunden, sie sind mir alle ein klarer und
deutlicher Beweis das Ihr mich, Euren geringsten
Bruder noch herzlich liebt und nur gerne mithaben
wollt in den Himmel und nicht gerne sehet das ich
dahinten bleiben soll. Sie haben mir auch gründlich
bewiesen, daß Ihr selbst noch trachtet nach dem das
Droben ist und nicht nach dem das auf Erden ist.
Liebe Brüder, ich sehe Euch im Geiste voran und rufe
Euch von hinten nach. „Weiter liebe Brüder nach
vorwärz, so ist es noch recht, so geht’s noch gut,
das ist der kleinen Herde gemäß“. Immer weiter aus
allem vergänglichen Wesen heraus, mit allem Elend
und Mangel in Jesu seine Gnade, sein blutiger
Verdienst und in Seine ewige Gerechtigkeit hinein.
Die Liebe ganz aus der Welt und ihren Dingen heraus
und in Jesus den allein Liebenswürdigen hinein.
Meine lieben Brüder laufet nur, eilet nur, ja ringet
diesem vorgestreckten Ziele nur mit allem Ernste
nach, durch Jesu Hülfe komme ich nach!
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Seite 2 |
Ich gedenke nicht
dahinten zu bleiben, das glaubt mir gewiß. Ich
bezeuge nach dem Worte Gottes aus Erfahrung aus dem
84. Psalm. Die Welt ist und bleibet für das wahre
Volk Gottes ein Jammertal, Amerika ebnsowohl als
auch Deutschland. Das Heil ist Droben, wir haben
hier gar kein Teil für unsere Seele, nur die
Notdurft für den Leib, unser Teil, unser Lohn und
Erbteil, unser Schatz und Trost ist nur im Himmel,
gar durchaus hier unten nicht. Ich halte es daher
für eine schreckliche Blindheit für denjenigen der
da sagt, daß er an ein ewiges Leben für sich glaubet
und es doch mit der Tat beweiset, daß er nicht satt
werden kann von den Dingen die einmal alle im Feuer
verbrennen werden und wer weiß wie bald. |
Meine lieben Brüder ich
komme wieder zurück auf Eure lieben Briefe. Lieber
Henrich, Dein Brief war der erste den ich brach,
lieber Bernd Henrich Deinen Brief erhielt ich 5 Tage
später, weil die Sachen worin der Brief war noch
zurück geblieben waren. Sobald ich hörte, daß Bernd
Ze[-------?], Seine Brüder und Schwägerin da waren,
mußte Wilhelmine hin um Nachricht zu holen wie es
Euch ginge, Insonderheit ob meine Mutter auch noch
gelebt. Als sie zurück kam erzählte sie mir alles
was sich in der Zeit zugetragen. Dazu Deinen Brief
lieber Henrich brachte sie mit, als ich Ihn
durchgelesen flossen mir die Tränen über die Backen,
so vergnügt war ich darüber geworden und ich konnte
die ganze Nacht darüber nicht schlafen. Die
frühzeitige Vollendung Deiner lieben Schwester viel
mir besonders auf. Du schreibst mein Bruder, Du
glaubtest nicht anders als das Sie selig vollendet
sei, ja ja mein Bruder das glaube ich auch ganz
ungezweifelt, ja ich glaube es so gewiß das ich es
schwören täte. Das liebe Minna hat Himmelfahrt
gehalten und schlägt die Harfe droben. Sie hatte den
wahren Glauben der durch die Liebe tätig und nur in
Christus Jesus was gilt, Galater 5; V. 6. Diesen
Glauben hat Sie sich im |
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Verborgenen auf Ihren Knien von Gott
erbeten. Lieber Bruder ich kann es nicht lassen
Deine liebe Frau zu ermahnen, daß Sie doch ja in die
Fußstapfen Deiner seligen Mutter und Schwester zu
treten bereit sei und die „Schniede“ vom „Brode“
[Schnitte vom Brote] recht dick zu schmieren für die
armen Leute. Lieber Bruder, der alte Han-Otto hätte
einen ganzen Brief für Dich zu schreiben, über den
wichtigen Stand worin wir beide uns befinden, es
führte mich nur zu weit. Doch bitte ich Dich, hilf
ja Deinen Heuerlingen in allen Dingen vorwärz. Wenn
Du Korn verkaufst an arme Leute, so laß ja den
Scheffel auf allen Seiten überfließen und halte ja
nur einen Tisch zum Essen auf Deiner Stube, ich
glaube der Herr Jesus hat auch nicht allein
gegessen. Gehe ja immer selber mit an die Arbeit,
sei ein Vorgänger im Christentum in deinem Hause und
auf Deinem ganzen Hofe. Segnet der Herr Euren
Ehestand mit Kindern, so erziehe dieselben ja nicht
in der Hoffahrt und Eitelkeit, sondern in der Zucht
und Vermahnung zum Herrn auf. Oh mein lieber Henrich
was haben wir alles zu lernen. Lieber Bruder, nun
bittest Du mich recht dringend Dir zu schreiben wie
es mir geht. Nun kann ich in Wahrheit nicht anders
sagen, zum Preise meines getreuen Herrn, es hat uns
gut gegangen alle Zeit, ganz gut, wir leben noch
nach Leib und Seele und haben keinen Mangel gehabt,
wenn auch mal mitunter ein Kreutzpsalm gesungen
wurde, das hindert nicht sondern fördert nur. Du
schreibst am Ende Deines Briefes, der Herr hat alles
wohl gemacht, Sein heil’ger Name sei dafür gelobet.
Ich möchte es wohl 10 mal niederschreiben, der Herr
hat alles wohl gemacht, Sein heilger Name sei dafür
gelobet bis in Ewigkeit. |
Mein lieber Bruder Bernd
Henrich, nun komme ich zu Deinem Brief. Darüber
könnte und müßte ich viel antworten, allein es
führte mich zu weit. Ich will nur das Notwendigste
bemerken. Du schreibst, ich sollte gesagt haben auf
Anfrage, ob ich nicht nach Deutschland schreiben
wollte ich hätte keine Zeit.
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Seite 3 |
Lieber Bruder das weiß
ich mich aber garnicht zu erinnern, daß ich darum
gefragt bin und also geantwortet habe. Denn wenn ich
das gesagt hätte so hätte ich gelogen. Lieber
Bruder, daß ich nicht geschrieben habe liegt daran
nicht das man in Amerika so hart und soviel arbeiten
muß für den Broterwerb wie in dem armen Deutschland,
wenn es darauf ankäme so hätte ich schon hundert
Briefe schreiben können. Amerika ist ein besseres
Land für den Arbeitsstand wie Deutschland, wie ich
Euch solches am Ende des Briefes beweisen werde. Nun
schreibst Du mein Bruder es würde gemurmelt, weil
ich mich so still verhielte, ich wäre wohl
eingeschlafen um biblisch zu reden, ich wäre ein
Demas Bruder geworden, von dem es heißt, er hat
diese Welt wieder liebgewonnen und ist gen
Tessalonich gezogen und ich glaube in Tessalonich
wird Demas wohl die beste Aussicht gehabt haben
dasjenige zu erlangen was er liebgewonnen hatte.
Wenn das nun wahr wäre, daß ich sein Bruder geworden
wäre, so könntet Ihr sagen Han-Otto ist nach Amerika
gezogen und hat diese Welt wieder liebgewonnen, das
heißt die Hölle für den Himmel nehmen. Dann hätte
ich ganz vergessen was Johannes sagt: „Kindlein hab
nicht lieb die Welt“ usw., und was unser lieber Herr
sagt: „Was hülfe es dem Menschen so er die ganze
Welt gewönne und litte Schaden an seiner Seele“.
Mein lieber Bruder, diejenigen die das geglaubt
haben oder noch glauben, die irren sehr. Das ist
Gott sei Dank noch nicht geschehen, wenn es auch
dieser Brief nicht anders beweisen kann, so bin ich
ganz gewiß die Ewigkeit wird es tun. Das bekenne ich
zwar nun gern, wenn das wach bleiben allein in meine
Hand gestellt wäre dann würde es schlimm ausgefallen
sein. Amerika hat für den alten Adam Weide genug und
der Platz wo ich wohne hat gutes fettes Bodenland
genug um mir das Herz nehmen zu können, aber mein
Heiland |
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das
ist ein weiser und getreuer Gott, der hat mir durch
manchen vernünftigen Fleischesplan den Querstrich
gezogen! Weil ich nun so von Grund auf verdorben bin
wie niemand anders und er mich dennoch so herzlich,
so unbeschreiblich liebet, so hat er rauhe Wege und
harte Schläge zu Hilfe genommen und dadurch ist es
Ihm gelungen, daß ich wach geblieben bin. Herr Jesus
Dir sei Dank dafür in alle Ewigkeit Amen. Nun
schreibst Du weiter der reiche Mann hätte noch an
seine 5 Brüder gedacht, damit willst Du mir sagen,
ich hätte in dem Wohlstande den es in Amerika gibt
und worin ich mich auch mit befinde, Euch in Euren
bedrängten Umständen worin Ihr in Deutschland lebet
vergessen. Bruder darin irrst Du, ich will Dir sagen
(zwar zu meiner Schande) was ich Dir sonst wohl
nicht gesagt hätte. Hätte ich es damals gewußt so
gut wie ich es jetzt weiß, so hätte ich Deinen Sohn
Simon mitgenommen. Der hätte sich können schon
längst wieder frei machen durch den Verdienst den es
hier im Lande gibt und könnte Dir jetzt schon alle
Jahre nach purem Gelde „30 Thaler“ schicken, ohne
seine eigene Kleidung. Ich wußte es aber damals
selbst noch nicht wie es hier zuging. Wenn ich es
damals sogut gewußt hätte wie ich es jetzt weiß, so
hätte ich den Flachs den wir verkauften unter Euch
drei verteilt, an meine Mutter, an Dich und an
meinen Schwager Ernst. Aber ich war damals ein
Geizhals als ich meinte, ich müßte alles mit nach
Amerika haben. Der Herr hat mir solches so ernst
gesagt, daß ich es habe verstehen können, es reut
mich noch indem ich dieses schreibe. Es ist wahr,
ich habe alles reichlich was zu unserem Wohlstand
von Nöten ist. Wir können uns um die besten Speisen
an den Tisch setzen und wir reden fast jeden Tag von
Euch. Wenn Ihr es zu Eurer Notdurft hättet, was wir
im Überfluß haben, wie würdet Ihr dem Herrn dafür
danken, aber davon seid Ihr nicht gebessert.
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Seite 4 |
Geliebter Bruder, nun
begehrst Du zu wissen wie es um die Verhältnisse
dieses Landes steht, und das soll ich ohne Lüge
schreiben, darin bin ich einverstanden, denn ich bin
auch ein Feind der Lüge und ein Freund der Wahrheit.
Ja mein Freund Du willst die Wahrheit haben und Du
sollst die Wahrheit haben, ja die Wahrheit sollt Ihr
alle haben die diesen Brief lesen oder lesen hören.
Du mußt aber noch einen kleinen Augenblick warten,
ich habe bisher nur zu Euch beiden geredet, ich muß
jetzt erst die nächsten Bekannten und
Blutsverwandten mit Namen grüßen. Meine liebe
Wilhelmine und ich, grüßen Euch meine liebe Mutter
wenn Ihr noch lebt. Wir grüßen Dich mein lieber
Bruder Johann Jobst, ach wie gut könntest Du es
haben wenn Du bei uns wärst. Wir grüßen Dich mein
lieber Bruder Johann Jobst Kixmöller, mein Bruder
ich glaube wenn Du damals mitgegangen wärst es würde
Dich nicht mehr gereuen. Wir grüßen Dich liebe
Schwester Anna-Marie, erinnerst Du Dich auch noch
daran als Du mein Angesicht zum letzten mal sahst,
als wir mit der Eisenbahn an Euch vorbeifuhren und
Tielke seine Kappe abnahm, gedenkt Ihr auch noch an
die Abendstunden die wir zusammen gehabt? Wir grüßen
Dich lieber Jobst Frodermann mit Deiner Frau und
allen deinen Kindern, ach lieber Hanjöst wärest Du
hier mit deiner Familie, Du würdest in 2 Jahren eine
gute Farm fertig bringen mit Deinen Jungens. Wir
grüßen Deine Frau lieber Henrich, wir grüßen Deine
Brüder Johann-Otto, Johann-Barthold und Deine
Schwester Louise. Wir grüßen die liebe Schwester
Sophie Pecher. Wir grüßen Euch meine lieben
Schwiegereltern, Ihr möget wohl oft |
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gesagt haben untereinander wie es Wilhelmine und
Han-Otto wohl geht, es soll Ihnen wohl nicht gut
gehen sonst würde er doch wohl mal schreiben.
Wilhelmine hat eben noch gesagt sie würde gerne mal
mit Euch reden, aber nicht auf Hillebrands Hofe
bleiben. Glaubt es uns meine lieben Schwiegereltern
wir haben es weit besser als wenn wir bei Euch
geblieben wären, ich schreibe Euch die Wahrheit, Ihr
möget es glauben oder nicht, keine Bauersfrau auf
dem Pillenbruch hat es besser als Wilhelmine. Ihr
würdet Euch über unsere kleine Maria freuen womit
uns der Herr gesegnet hat, sie hat ein munteres
Wesen, wird Weihnachten 3 Jahre alt und wir beide
haben sie herzlich leib. Wir grüßen Dich lieber
Schwager Christoph Hildebrand und Dich Anna-Maria,
Wilhelmine läßt Euch und alle die auf Eurem Hofe
sind noch besonders grüßen. Wir grüßen Dich mein
Schwager Ernst, Deine Frau und Kinder, Wilhelmine
hat schon manchesmal gesagt Ihr Bruder könnte Ihr
dreist den Hof bieten sie würde mit Ihm nicht
tauschen wollen und dann kommt sie gleich auf Dich
und wünscht, ach wäre Ernst doch hier, wie muß er
sich quälen um das tägliche Brot. Wir grüßen Euch
zuletzt noch mein Bruder Bernd-Henrich und Dich
liebe Schwägerin Louise und alle Eure Kinder. Ich
Johann-Otto Euer Vetter, Euch noch Insonderheit,
seid gegrüßt lieber Karl und lieber Simon, seid
gegrüßt liebe Louise, sei gegrüßt liebe Henriette
und zugleich auch bedankt für den auserlesenen
Bibelspruch. Sei gegrüßt liebe Minne und Du kleiner
Henrich ich bete für Dich und wenn ich Dich hier
hätte Du würdest mir bald die Ochsen treiben können.
Jedes Kind Gottes das diesen Brief liest sei
herzlich gegrüßt
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Seite 5 |
Geliebter Leser und Leserin, es ist
sehr selten das man über die Verhältnisse dieses
Landes, wie man es hier treibt und wie es hier
zugeht vollständig nach Deutschland geschrieben hat.
Einzelne Bruchstücke die schreibt der meiste Mann
aber nicht das Ganze, daher kommt es, daß sich der
Leser in Deutschland über alle Dinge keinen rechten
Begriff darüber machen kann, darum bleibt Ihm die
Sache zweifelhaft und unglaublich. Auch ich kann es
nicht, sogern ich es täte der Raum des Papiers läßt
es nicht zu. |
Ich komme jetzt zu der
Sache, seid aber ja keine Splitter-Richter das Ihr
mein Herz nach der Feder beurteilt, ich leide zwar
keinen Schaden dabei aber Ihr wohl. Geliebter Leser,
der wenigste Mann findet Amerika in allen Stücken so
nicht wie er es sich in Deutschlabd durchgedacht
hat, ich selber auch nicht, er mag in was für einem
Staate sein wo er will. Wir wohnen im Staate
Missouri in Nordamerika. Dieser Staat liegt nach der
südlichen Seite hin von Nordamerika wie die
Landkarte es zeigt. Die längsten Tage bleiben hier
beinahe 2 Stunden kürzer als in Deutschland und die
Nächte desgleichen. Daraus könnt Ihr schon
schließen, daß es hier ein gut Teil wärmer wird als
in Deutschland und der Winter lange nicht so strenge
und so anhaltend. Die Witterung ist hier sehr
wechselhaft, besonders die Winterzeit. Schwere
Gewitter und starke Regengüsse, weit stärker taut es
hier als in Deutschland. Bei den wärmsten Tagen gibt
es mitunter sehr kühle Nächte. Der Frühling beginnt
etwas früher als in Deutschland, deswegen kann sich
das Vieh im April schon nähren im Busch. Die Ernte
ist hier eher als in Deutschland, die Weizenernte
ist schon in Ende Juni, der Hafer in Anfang bis
Mitte Juli, Roggen und Gerste wird hier sehr wenig
verbaut. Das Maiskorn ist hier die Hauptfrucht und
wird im Mai-Monat bis in Anfang Juni gepflanzt, 4
auch wohl 5 Fuß nach beiden Seiten hin auseinander,
enger darf er nicht gepflanzt werden, 3 Stück
jedesmal zusammen. Wenn er gute Art hat oder gut
gedeihet so erreicht er eine Höhe von 10 - 12 Fuß,
auch noch höher. Damit man Ihn vom Unkraut rein
hält, pflügt man Ihn nach beiden Seiten hin
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mit einem Pferde viermal durch und in
dem neuen Lande [Acker] muß man in den ersten Jahren
ihn an dem Stocke oder an der „Hucht“ (damit Ihr es
besser versteht) mit der Hacke auch noch behacken.
Wer die Zeit nicht hat, oder zu faul ist der erntet
desto weniger, denn diese Arbeit muß gerade in der
wärmsten Zeit geschehen. Das Wachstum beruht viel
darauf das der Mais früh rein gehalten wird. Im
Durchschnitt trägt jeder Stock oder Stange, so nennt
man’s hier, einen Kolben auch wohl mitunter zwei.
Die Größe der Kolben ist nachdem es gut gedeiht,
wenn es gut gedeiht so bringt der Acker 60 - 70 auch
wohl 80 und in den Gegenden wo das beste Land ist
auch wohl 100 Buschel. Aber nicht hier wo wir
wohnen, hier trägt es im Durchschnitt 40, 50 - 60
auch wohl 70 wie gestern noch ein alter Amerikaner
zu mir sagte als ich Ihn fragte, denn selber habe
ich es noch nicht nachgemessen. Man hat nur wenig
Saatkorn nötig, wenn man einen Buschel gepflanzt so
kann man wohl 300, 400 - 500 ernten. Je wärmer es
ist desto besser wächst er. Ein „Acker Land“ ist
zwei „lippisch Scheffelsaat“. „5 Buschel machen 4
Lippische Scheffel“. Der Weizen wächst hier im
Durchschnitt nicht so gut wie in Deutschland, der
Hafer auch nicht, es muß wegen der Hitze zu
geschwinde reif werden. Die Saaten wechselt man
nicht so oft wie in Deutschland. Den Mais oder
„Welschkorn“ so nennt man es hier, wird die ersten
Jahre in dem neuen Lande immer nacheinander
gepflanzt. Kartoffeln, Klee und Flachs wird hier
auch nur ganz wenig verbaut. Kartoffeln werden von
den Deutschen nach der deutschen Gewohnheit wohl
etwas verbaut aber nur sehr wenig, von den
Amerikanern gar eigentlich nicht. Rüben, Wurzeln
[Möhren] haben hier keinen Wert der groß ist.
Braunen Kohl habe ich hier noch nicht gesehen, große
Bohnen auch nicht. Weißen Kohl, Buschkohl (oder das
Ihr es recht versteht Kumst oder Kappes) den gibt es
hier auch und wächst oft sehr gut. Gartenerbsen
gibt’s hier auch aber keine weißen Felderbsen, die
man zu jeder Zeit im Jahr hat. Fitzebohnen gibt es
hier auch und werden von den Deutschen grün und
trocken gebraucht. Der Amerikaner genießt alle diese
Speisen sehr wenig, die Deutschen gebrauchen sie
mehr aber es sind keine Hauptspeisen sondern nur
Nebenspeisen. |
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Seite 6 |
Die Hauptspeisen
bestehen hier aus Schweinefleisch gebraten und
gekocht auf Brot, das wird auf mehrerlei Art
zubereitet. In dem Backofen wird es nicht gebacken
sondern in Töpfen und Pfannen und besteht aus Mehl,
von dem Mehl von Maiskorn und wer Weizenmehl hat der
tut es hinzu. Kaffee, Eier, die süße Milch, Butter
besonders zur Sommerzeit wenn man solche Sachen
reichlich hat und wohlfeil. Hier genießt man solche
Speisen recht satt und man wird das so gewohnt. Des
Morgens ehe man recht was tut trinkt man erst Kaffee
und genießt erst recht satt gebratenes Fleisch und
im Frühjahr und zur Sommerszeit eine Pfanne voll
gebackene Eier, denn Hühner hat man hier viel und so
geht es den ganzen Tag. Der Leser wolle sich hier
nicht ärgern, Fleisch genießt man jede Mahlzeit. Bei
Wintertag bratet man sich die Würste in der Pfanne
des Morgens zum Kaffee und so kann es hier ein jeder
haben, wer auch keinen Groschen Geld mehr hat wenn
er hier in dieses Land kommt. Das erste Jahr noch
nicht so reichlich und zweite Jahr noch nicht so
reichlich, aber im dritten und vierten Jahre hat man
alles reichlich weil man dann schon mit der
Viehzucht am Gange ist und das mit mäßiger Arbeit.
Lieber Leser Du magst es glauben oder nicht, die
Wahrheit ist es doch. Amerika ist ein Land das führt
ehrliche, fleißíge Leute aus dem armen Stande in den
Wohlstand, aus dem „Schmalbeißen“ in das
„Sattessen“. Lieber Leser ich komme noch mal zurück
auf den Betrieb des Ackerbaus, der wird hier
schlecht bestellt, man pflügt es alle Jahre nur
einmal und das sieht oft nicht wacker aus, zwischen
den Bäumen, Stämmen und Wurzeln die erst noch lange
Jahre darin sind. Das Pflügen tut man zum Teil mit
Ochsen, 2 Ochsen ziehen unter einem Joche und an
einer Kette die ist zwischen den beiden Ochsen. Zwei
Ochsen die heißt man ein Joch. Hier kennt man keinen
Vorderpflug sondern nur einen Hinterpflug, der
Vorderpflug würde nur hindern. Die Eggen die man
hier braucht sind dreieckig, damit sie
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auf allen Seiten zwischen den Stämmen
absetzen. Wenn der Amerikaner eggt mit Ochsen so
geht er selbst auf das Pferd sitzen, dann werden ihm
selbst die Beine nicht müde. Einge tun es auch wenn
sie säen, so säen sie dem Pferde über dem Kopfe
hinweg, dies letztere habe ich selber aber noch
nicht gesehen und sie tun es auch nicht alle. Hier
muß ich abbrechen von dem Ackerbau obgleich noch
viel davon zu sagen wäre. Kurzum es wird hier alles
auf eine leichte Weise betrieben. Düngen, Erdfahren
und Mergeln das geschieht hier nicht. |
Nun muß ich auch die
Aussicht von dieser Gegend sagen. Die wird nun aber
lange nicht so ausfallen wie Ihr Euch vielleicht
gedacht habt. Wenn man auf dem Dampfboot von St.
Louis nach dem kleinen Städtchen Herman auf dem
Missouri hinauffährt, dann hat man mitunter keine
Fläche Ufers mehr sondern zuweilen hohe Felsklippen.
Diese ganze Gegend ist durch und durch bergig, auf
einigen Stellen grenzt Berg an Berg das nur das
Wasser zwischen hinfießen kann. Auf einigen Stellen
sind die Berge etwas weiter auseinander und in den
Tälern sind dann die Niederlassungen, oft eine, auch
mal zwei und oft mehrere nachdem das Tal groß ist.
Wenn die Berge flach anlaufen und es gutes Land gibt
so wird solches auch Urbar gemacht, auf einigen
Stellen sind die Berge ganz gut. Hier und da gibt es
Bergebenen die werden auch Urbar gemacht wenn es
gutes Land gibt mit der Bedingung, das man alle Zeit
Wasser haben kann. Wo ich hier wohne sind die Berge
ganz schlecht, lauter Steine, Kieselsteine und
Feuersteine. Nur das Tal wo ich das Land habe ist
sehr gut und ist etwas größer als ein 40er
Ackerstück und ist nach allen Seiten mit Bergen
umzogen. Eine Seite, wo das Wasser ausfließt, grenzt
an einen Fluß, halb so groß wie die Weser und der
heißt Gasconade. Drei Stücke hat man wohl zu
beachten wenn man einen Platz aussucht. 1.gutes
Land, 2.gutes Holz, 3.das ganze Jahr hindurch
Wasser. Und diese drei Stücke habe ich hier alle. |
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Seite 7 |
Nun möchtet Ihr aber
auch wohl gerne wissen wie ich es selbst jetzt habe.
Ich habe 8 Acker urbar gemacht, ganz gutes Land.
Alle 8 Acker habe ich mit Korn bepflanzt weil es am
meisten aufbringt. Über 50 Buschel behalte ich noch
übrig vom vorigen Jahre, verkaufen kann ich es nicht
weil es wohlfeil ist und selbst reichlich hat.
Lieber Bernd, auch wenn Du es hättest glaub Du
könntest mit Deiner Familie satt davon mitessen. Mit
den Häusern treibt man hier soviel Staat nicht. Auf
meinem Wohnplatze habe ich drei kleine Häuser
stehen, von der Größe wie bei Euch eine Bauernstube,
ein Wohnhaus, ein Hühnerhaus und Pferdehaus. Zwei
Häuser werde ich diesen Herbst noch auflegen
[bauen], ein Wohnhaus und ein Haus worin ich das
Korn sammle. Wenn ich noch länger lebe werde ich
noch zwei bauen, ein Pferdehaus und ein Fleischhaus
worin man den Speck räuchert. So der Herr will und
ich lebe mit meiner Familie, so werde ich diesen
kommenden Winter noch 5 Acker hinzu machen und eine
Wiese, aber nicht in einem Jahre, von 6 Acker, wenn
der Herr ja dazu sagt sonst nicht. Mein Viehbestand
ist noch sehr klein. Ich habe ein Pferd, ein Joch
Ochsen, zwei Kühe mit Kälbern und zwei Rinder. Zwei
Joch Ochsen kleine werde ich diesen Herbst wohl noch
kaufen. Mit den Schweinen habe ich noch kein rechtes
Glück, ich habe zusammen mit großen und kleinen 14
Stück, 30 hätte ich schon gut haben können. Schafe
habe ich gar noch nicht, ich hatte das erste Jahr
zwei, die verkaufte ich wieder weil man zuviel
darauf aufpassen muß wegen der Wölfe. Hühner haben
wir auch nicht viel, ich glaube noch nicht mehr als
40 Stück. Voriegen Winter haben wir drei tüchtig
fette Schweine geschlachtet und haben doch nur kaum
das auskommen, so wie man es hier gewohnt ist müssen
wir noch schmal dabei gehen. Hier habt Ihr mein
äußeres Verhältnis. Viel weiter hätte ich sein
können wenn das Kreutz nicht dazwischen gewesen
wäre. Vorigen Winter hat Wilhelmine 20 Wochen das
kalte |
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Fieber gehabt und das kleine Maria
war auch lange Zeit krank. Ich mußte sie alle beide
vom Bette ab und aufheben, das ist eine gute Zeit
für mich gewesen. Ich bin in meinem Leben so
vergnügt mit meinem guten Herrn noch nicht gewesen
und ich danke Ihm noch heute dafür. Mein Herr ist
überschwenglich gut und was er täglich an mir tut
kann niemand besser machen. An mir dem
allerschlechtesten Sünder hat sich der liebe Jesus
als ein ganz unvergleichlich guter Herr bewiesen. Er
hat mich, den verderbsten Ton noch immer in seinen
treuen Händen. Betet doch fleißig für mich wer beten
kann damit doch endlich etwas werde zum Lobe seiner
herrlichen Gnade. Liebe Brüder sogerne ich von
dieser Wahrheit noch mehr schreibe muß ich dennoch
abbrechen und muß Euch die Frage beantworten, wie
fängt es der Arme an wenn er in Amerika ankommt und
hat kein Geld mehr. Das will ich euch auch sagen,
das Unterkommen hat man hier gleich man wird mit
seinen Sachen nicht in den Busch gesetzt. Die
älteren Farmer nehmen die neuen Einwanderer in ihre
Häuser auf solange bis man sich einen Platz
ausgesucht und ein Haus darauf hat. Diejenigen die
noch viel Geld haben können sich gleich eine fertige
Farm kaufen, die Preise sind je nachdem die Farm
groß und gut ist. Solche Farmen gibt es hier wenig
die nicht mehr haben als ein 40 Ackerstück, die
meisten haben 80, 120, auch 200, 300 und noch mehr
Ackerland. Für 600 Dollar kann man schon eine gute
Farm kaufen. Wer nun kein Geld mehr hat der kann auf
einen Platz so darauf ziehen und darauf wohnen und
urbar machen soviel er will ohne es zu kaufen. Wer
es kaufen kann ist ebenso gut, das 40 Ackerstück
kostet 50 Dollar. Die Lebensmittel kann man leicht
verdienen in weniger Zeit. Das Vieh das man nötig
hat kann man zu Borge bekommen und nachher
abverdienen. Das Ackervieh und Ackergeräte muß man
leihen von den alten Farmers und man kann mit Arbeit
alles bezahlen solange bis man es selbst hat. Was
ich notwendig gebrauche, das habe ich selbst.
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Seite 8 |
Nun möchtet Ihr fragen
woher bekommt man Kleidung und diejenigen
Lebensmittel die man selbst nicht verbauen kann. Ich
antworte, wenn die deutsche Kleidung abgerissen, so
hat man hier schon Butter und Eier wo man Kleidung
und andere Lebensmittel für bekommen kann. Der
Handel in solchen Sachen geht alle Tauschweise und
dann ist es hier im Busche nicht schlimm wenn die
Schuhe auch mal zerrissen sind. Auf der Farm kann
man Holzschuhe gebrauchen und wenn man wohin will,
so zäumt man das Pferd und legt den Sattel darauf
und reitet, wenn man auch nur zu seinem Nachbarn
will. Das würde in Deutschland für Hochmut gehalten,
hier ist es allgemeiner Brauch. Hier reitet
Jedermann, Alt und Jung, Mann und Weib und ohne ein
Pferd zu haben würde es hier beschwerlich sein,
einerseits weil es hier lauter Hügel und Berge, und
an wenig Örtern so beschaffen das wenn ein Nachbar
zum Andern will er erst über einen Hügel und durch
ein Tal muß ehe er zum Andern kommt. Und dann
andererseits sind hier keine Brücken über die
kleinen Flüsse und die Kirchwege und die Mühlenwege
sind oft sehr weit. Ei möchtet Ihr sagen, das es
lauter Berge und Brinke sind in Amerika das gefällt
uns doch garnicht. Ich antworte, als ich sie zum
ersten mal mit meinen Füßen durchwandern mußte da
gefielen sie mir auch nicht, aber jetzt mag ich sie
wohl leiden. Die Sache besteht darin mein lieber
Leser, wenn es hier alle eben gut wäre so würden
sich die Leute so dicht zusammen das nicht genug
Weide für das viele Vieh übrigbliebe. Die Viehzucht
das ist hier die Hauptsache, denn das Vieh muß sich
fast das ganze Jahr im Busch nähren, ausgenommen die
par Wintermonate. Es hat auch keine Stallungen,
außer die Arbeitspferde. Damit das Gras für das Vieh
leicht zu grasen ist, wird der Busch alle Frühjahr
wenn es trocken ist angesteckt, damit das
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alte trockene Gras und Laub rein
verbrennt und das sieht bei der Nacht wunderbar aus.
Aus allem was ich jetzt geschrieben könnt Ihr schon
schließen, das diese Gegend sehr dünn bewohnt ist.
Nach der einen Seite hin sind meine nächsten
Nachbarn nur zehn Minuten von mir. Die Frauensleute,
das sind Starken Töchter aus Brokhausen, die Männer
kennt Ihr vielleicht nicht, es sind alle beide
christliche Nachbarn. Die anderen Nachbarn sind eine
halbe Stunde und noch weiter von uns entfernt. Von
der Kirche bin ich dritte halb Stunde und von Bernd
Held drei Stunden entfernt, daher ist es gekommen
das er von mir nicht einmal einen Gruß hat. Zum
Beschluß noch ein weniges zu den Verdiensten, zu den
Preisen der Lebensmittel und des Viehs und vom Urbar
machen. Die Verdienste sind in den Städten am
höchsten aber auch mit Unterschied. Der Tagelohn
steht auf einem Dollar und oft noch mehr. Die
Dienste bei Herrschaften stehen nur auf einen Monat.
Junge Leute, Mädchen sowohl als Knaben können hier
viel Geld verdienen, weil es mit Unterschied ist, so
kann ich keinen gewissen Verdienst beschreiben. Auf
dem Lande ist der Verdienst nicht so hoch und ist
auch mit Unterschied. Der geringste Tagelohn ist
nach eurem Gelde 13 Mg [Groschen] der eigentliche
Tagelohn ist ein halber Dollar, nach eurem Gelde 25
Mg, für Handwerker gleichfalls. Junge Leute können
in dieser Gegend selten in Dienst kommen, daß heißt
mit so vielem Gelde. Für einen Jüngling, der
Mannesarbeit verrichten kann, gibt es im Jahre 60 -
70 Dollar, auch wohl noch mehr und auch wohl minder
und geht auch zum Teil bei Monat. In St. Louis
können sie den Sommer mehr verdienen, aber nicht bei
Wintertag. Es ist jedoch das Landleben vorzuziehen
wegen der Gesundheit. Wenn ich raten soll so rate
ich auch wenn es junge Leute sind, sie tun am besten
wenn sie sich erst auf das Land begeben wegen der
Gesundheit.
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Seite 9
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Die Preise der Lebensmittel sind hier
sehr gering. Der Buschel Weizen gilt einen halben
Dollar, der Buschel Maiskorn 25 Cent, dies Jahr noch
weniger, im vorigen Jahre war es teurer und ich
hatte 70 Buschel übrig. Das brachte mir so viel
Geld ein, daß ich das notwendigste Ackergeschirr
dafür anlegen konnte. Alle Speisen sind hier billig.
Das Vieh ist im ziemlichen Preise, ein gutes Pferd
kostet 40 - 50 auch wohl 60 Dollar. Ein Joch Ochsen
40 Dollar, eine Kuh mit einem Kalb gilt 12 Dollar.
Das Kalb gehört jedesmal mit bei die Kuh. Weil die
Milchkühe in dem Busche gehen, so hat man die Kälber
bei Haus eingesperrt, wonach die Kühe alle Tage
zweimal kommen. Auch gibt man dem Vieh hier sehr
viel Salz, damit wird es gewöhnt und ist auch zur
Gesundheit nötig. Man braucht hier sehr viel Salz,
aber es ist hier sehr billig. |
Zum Beschluß noch ein wenig zu dem
Urbar machen. Ich kann es auch alle nicht so genau
beschreiben und will es Euch kurz sagen. So hart wie
man es in Deutschland denkt, so schlimm ist es lange
nicht. Ein Mann der noch gut bei Kräften ist, der
kann in der Winterzeit (4 - 5 Monate) gut 5 - 6
Acker fertig machen. Ich hätte können schon 20 Acker
Urbar haben, wenn ich alle drei Winter daran gewesen
wäre. Das schwerste daran ist die Befriedung die
herum muß und das viele alte Holz was man verbrennen
muß. Wenn man es rein hat so wird es mit drei oder
vier Joch Ochsen mit einer großen Pflug aufgebrochen
und es trägt gleich im ersten Jahre gutes Korn.
Lieber Leser, es hätte mich zuviel Worte gekostet es
Euch noch deutlicher machen zu wollen. Wenn Ihr noch
etwas über einige Gegenstände mehr wissen wollt, so
bemerket solches in Euren Briefen. Lieber Leser ich
habe auf der dritten Seite gesagt, ich würde am Ende
des Briefes beweisen das Amerika für den
Arbeitsstand ein besseres Land ist als Deutschland
und das kann ich auch beweisen an meiner eigenen
Person. Wenn ich mit Wilhelmine bei Euch blieb, so
wißt Ihr was mein Los war, nämlich ein armer
Heuerling, wie der es hat das wißt Ihr auch. Hier
brauche ich keine Landmiete, keine Hausmiete, kein
Holzgeld und auch kein Ackergeld zu bezahlen,
brauche auch kein Brot zu kaufen. Hier bin ich Jahr
aus Jahr ein bei meiner Familie, hier spanne ich
selbst mein eigenes Vieh vor Wagen und Pflug und
bestelle den Ackerbau so gut ich will und kann. Hier
brauche ich lange soviel Arbeit nicht zu tun,
besonders schwere Arbeit, das Dreschen überläßt man
hier den Pferden. Ich brauche hier nicht
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zu rocken und zu spinnen, man braucht
hier nur bei Tage zu arbeiten. Hier kommt mir keine
Polizei, kein Untervogt und kein Bauerrichter, kein
Feuerherr in mein Haus und kein Bauer bestellt mich
zur Arbeit und kündigt mir auch die Wohnung nicht
auf. In diesem freien Lande braucht man auch den Hut
vor Niemand anders abnehmen als vor unserem
Herrgott. In diesem freien Lande kann ein jeder
seines Glaubens leben wie er will. Die Abgaben
betragen einen Dollar, den ich an den Staat
entrichten muß. Lieber Bruder Henrich Güse, ich habe
es jetzt besser als Du es hast, Du magst es glauben
oder nicht, so ist es doch die Wahrheit. Wer diesen
Brief gelesen hat der mag selbst urteilen, wer es
dann noch nicht begreifen kann, das es in Amerika
besser ist als in dem armen Deutschland. Aber nur
für den Arbeiter ist es nach meiner Meinung ein
Grund zum Auswandern. |
Nun zum Beschluß Ihr lieben Brüder,
was ich bisher geschrieben, das gilt aber nur von
diesem Leben. Wer selig werden will das geht hier
aber nichts leichter als in Deutschland, nur eins
ausgenommen, man hat hier die Nahrungssorge so nicht
und zum andern, der Leib bedarf auch hier matt
gemacht zu werden zum Gebet und anderen
Gottestdienstlichen Übungen durch die harte Arbeit
wie in Deutschland. Der Schreiber will diesen ganzen
Brief nur in diesem Sinne von dem Leser verstanden
wissen. Ich hätte Euch weit lieber über die großen
Dinge die hier im Reiche Gottes vorgehen
geschrieben, aber es schien mir der Liebe nicht
gemäß so zu handeln, davon zu schweigen, was Ihr
auch gerne wissen möchtet. In geistlicher Hinsicht
ist dies zwar ein trockener Brief und gibt dem
heilsbegierigen Leser keine Erbauung. Im übrigen
aber habe ich um der Leser willen nicht allein
leserlich sondern auch so deutlich und so
verständlich dargetan wie nur möglich. Ihr werdet es
nicht merken wie ich so manches Wort „Englisch“ so
wie man es hier spricht Euch übersetzt habe. Man
nennt viele Dinge hier so das Ihr es garnicht
verstehen könntet wenn ich es Euch so geschrieben
hätte. Was ich Euch nun von der Aussicht und von der
Fruchtbarkeit dieses Landes geschrieben, daß habe
ich nur von dieser Gegend geschrieben und alles auch
noch nicht so genau. In dieser Gegend wird auch viel
Wein und Tabak verbaut. Es gibt noch weit
fruchtbarere Gegenden, große Ebenen wo gar keine
Berge sind und wo es auch kein Holz gibt und Ihr
würdet es kaum glauben können was dies Abendland für
ein fruchtbares Land ist. Ich habe nur geschrieben
was meine Augen gesehen und meine Hände betastet. |
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Herzlich geliebter
Bruder Henrich Güse, Du mußt mir vergeben das der
Brief so groß und der Worte so viel werden. Dein
Brief obgleich er ganz gut war, so war er doch zu
kurz. Du schicktest mir eine ganze leere Seite, ich
bitte Dich lieber Bruder tue das ja nicht wieder,
weißes Papier das kann ich hier billig kaufen.
Lieber Bruder Du sollst diesen Brief allein
einlösen, ich will ihn an Dich adressieren. Lieber
Henrich Deiner Hand wird dieser Brief übergeben auf
Deinem Hofe. Die können ihn selbst alle lesen, alle
Kinder Gottes können ihn auch lesen wer nur Lust
dazu hat, aber mit einer Bedingung, nur in Deinem
Hause. Dieser Brief soll nicht in der Welt herum
geschleppt werden, er soll auch nicht in die
Versammlung der Kinder Gottes weil er leicht den
Segen wieder rauben könnte. Lieber Henrich, sobald
Du ihn selbst gelesen so sollst Du selbst hingehen
nach Hillebrand’s Hofe und liest ihn meinen
Schwiegereltern und meinem Schwager Hillebrand
langsam und deutlich vor. Mein Bruder Bernd Henrich
kann ihn selbst lesen und der kann ihn auch meinem
Schwager Ernst vorlesen. Meine leiblichen
Blutsverwandten, besonders von Wilhelmine’s Seite,
die sollen ihn vor allen Dingen auch hören, sobald
das aber geschehen so soll er wieder in deinen
Händen sein. Lieber Henrich, darum weil Du das viele
Geld dafür gegeben hast. Lieber Bruder ich befehle
dir solches im Ernste an. Wenn ich es gewahr würde,
das Du es in allen Stücken nicht getan und so
gehalten, ausgenommen Du müßtest krank sein, so
würde ich Dir keinen Brief wieder schreiben.
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Meine lieben Brüder und
Schwestern, ich muß noch ein par ernstliche
Bruderfragen Euch vorlegen, besonders an Dich
geliebter Bruder Johann-Jobst Kixmöller und an Dich
liebe Schwester Anna-Maria. Warum habt Ihr beiden
mir nicht mit eigener Hand einen Gruß geschrieben,
bin ich Euer Feind ? oder bin ich Euer Bruder nicht
mehr ? oder habe ich euch beleidigt ? so bitte ich
Euch um Vergebung ! oder seid Ihr durch mein
Schweigen irre an mir geworden ? Ich frage Euch auf
euer Gewissen, betet Ihr auch noch alle Tage für
mich ? Ich kann es Euch vor Gott und mit gutem
Gewissen bezeugen, das ich Euer aller zusammen alle
Tage auf meinen Knien vor Gott gedenke und Euch dem
Anfänger und Vollender des Glaubens anbefehle, damit
Ihr das Ende Eures Glaubens nämlich der Seelen
Seligkeit möchtet davon bringen. Liebe Brüder, so
elend |
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ich auch selber bin, so kann ich es
doch nicht lassen, Euch brüderlich zu bitten bleibt
getreu, haltet aus, werdet nicht müde und laßt nicht
ab wenn es mal böse Tage für Fleisch und Blut gibt.
Vor allen Dingen bitte ich Euch, machet Eure
Berufung und Erwählung recht fest 2. Petri, 1. V.
10. Ich bitte Euch so hoch ich Euch bitten kann,
habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist.
Liebe Brüder ich bin erst jetzt daran und lerne die
teuren Bibelverse verstehen und üben. Gib mir mein
Sohn dein Herz und laß Deinen Augen meine Wege
wohlgefallen. Helft mir beten damit es mit dem
Vorsatz seine Richtigkeit habe, so wird der Nachsatz
wohl folgen. |
Liebe Brüder nun habe
ich noch verschiedene Nachrichten an Euch. Bernd
Held, seine Brüder und Schwägerin sind anfang Juli
gesund und glücklich hier angekommen, sie lassen
Jobstharde und Ihre Eltern hiermit grüßen.
Friederich und Anna-Marie’s kleiner Sohn ist Ihnen
auf dem Ocean abgestorben. Bestellt diese Grüße
eilig, beide Familien sind bei Bernd Held. Simon
Wiehenböker ist hier auch mit den beiden kleinen
Vettern, er hat sehr gut gehandelt das er die
Jungens in dies Land gebracht hat. Simon besuchte
mich und wir hatten eine erbauliche Abendstunde
zusammen. Ich kann nicht unterlassen zu bemerken,
kein Jüngling, der die Jahre erreicht hat kann doch
nicht hier ins Land ohne eine Frau. Ein Jeder mache
es doch so wie ich es gemacht habe, die Frauensleute
sind hier besonders rar. Wenn einem Mann hier die
Frau abstirbt der bekommt nicht leicht eine wieder,
eine Witwe kann sehr leicht einen Mann
wiederbekommen. Wer hier in dies Land kommt der
bleibe doch ja nicht in den Hafenstädten sondern
mache sobald wie möglich weit in das Land hinein.
Ferne im Westen, auf dem Lande, in dem Busche da ist
es gut für den Handwerker eben sowohl wie für den
gemeinen Arbeiter. Der Handwerksmann, er sei ein
Schmied oder ein Zimmermann oder Schuhmacher oder
was er sein mag,(die Schmiede und Schuhmacher
verdienen hier viel Geld) die treiben ihr Handwerk
hier nur als Nebensache, die Hauptsache ist bei
allen der Ackerbau und die Viehzucht. Ist es
jemandes Verlangen über einige Auswanderungspunkte
oder wie man sich in vielen Stücken zu verhalten
habe Nachricht zu bekommen, der mag solches
schreiben, ich will es gerne tun. In diesem Briefe
tue ich es besonders nicht, weil ich es nicht für
richtig achte.
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Seite
11 |
Jetzt komme ich auf die
letzte Seite. Ein Jeder der diesen Brief gelesen,
wird sagen müssen wie er die Wahrheit sehen will,
ohne das ich zu reizen und zu locken diesen Brief
geschrieben habe. Wer Lust und das hinlängliche
Vermögen hat, der wandere nur in Gottes Namen aus
dem bedrängten Deutschlande heraus und wage es nur
getrost mit Gebet und im Glauben und komme über den
Atlantischen Ocean herüber in dies große weite
Abendland hinein. Hier wäre für Euch arme Leute noch
Platz genug. Millionen von Ackerland liegen hier
noch wüst, wo millionen Menschen noch satt zu Essen
und zu Trinken haben könnten und das sei einmal für
tausendmal gesagt. Besser ist es hier für den
Arbeiter als es in Deutschland ist. Wer aber keine
Lust oder das Vermögen nicht hat, der bleibe nur in
Deutschland. Wenn die par Tage verlebt sind so ist
es einerlei, man sterbe in Deutschland oder in
Amerika. Es wird nur darauf ankommen wer Herr im
Hause gewesen, der Glaube oder der Unglaube, der
Geist Gottes oder der eigene Geist, die Liebe Gottes
oder die Liebe der Welt, ob wir Gotteskinder oder
Teufelskinder gewesen. Danach wird wohl nicht
gefragt, wieviel hast Du von den Dingen dieser Welt
zusammen gearbeitet, besessen. Ich glaube danach
soll aber wohl gefragt werden, ob Du auch herum
gedacht hast wenn Du satt gegessen und getrunken, ob
auch hier oder da ein armer Jesusbruder im
Verborgenen hunrig und durstig sei und wenn er sich
dann eines hunrigen und durstigen bewußt geworden,
ob er dann im Verborgenen hingegangen und ihm
gebracht was er bedurfte. Das ist Liebe in der Tat,
der Leser merke sich dies, es ist eine bekannte
Sache und es wird nichts weniger geübt als eben
Dieses. Lieber Bruder Bernd Henrich, Du schreibtest
das Ihr es jetzt so gut hättet mit dem reinen
Gottesdienste und meinst dabei wir hätten es hier
wohl so gut nicht, ich glaube mein Bruder wir haben
es noch besser. Lieber Bruder , ich würde herzlich
froh darüber geworden sein das Ihr jetzt ein bißchen
Freiheit bekommen habt, denn viel ist es noch nicht.
Aber sobald Du es niedergeschrieben, so schreibst Du
auch gleich wieder hinten nach wie kümmerlich und
wie beklagenswürdig der Arme noch daran ist. Lieber
Bruder alle gläubigen Prediger, Kirch- und
Schulbaute das hilft dem Armenstand wenig, solange
das ausdrückliche Verbot des Herrn Jesus noch
geschändet wird, nämlich das Verbot „Ihr sollt Euch
nicht Schätze sammeln“ solange dies Verbot
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geschieht wird es nicht besser auf
Erden. Als der erste Pfingsttag gewesen da hieß es
gleich, „Niemand sagte von seinen Gütern das sie
sein wären, da hatte keiner Mangel da trug der Eine
des anderen Last, da liebte man Gott über alles, und
seinen Nächsten seinen Bruder wie sich selbst.
Lieber Bruder da war es besser geworden, lieber
Bruder, gläubige Prediger, Kirchen , Schulen und
Versammlungen , das halte ich nur für Mittel. Der
Sohn Gottes sagt Johannes, sei in diese Welt
gekommen das er die Werke des Teufels zerstöre. Das
ist die Sache, das ist der Erdzweck und die Absicht
Gottes. Wenn die Werke des Teufels in den Herzen der
Menschen zerstört werden, dann werden aus allen die
die Güter dieser Welt besitzen barmherzige Leute und
dann braucht der Arme keinen Hunger mehr zu leiden,
davon bin ich fest überzeugt und dann erst ist es
besser geworden auf Erden und eine solche
Veränderung die wünsche ich Deutschland und eurer
Gegend, Gott helfe Euch. |
Nun muß ich diesen langen
Brief schließen, liebe Brüder ich habe nun eine gute
Weile mit Euch geredet, ich muß jetzt wieder
Abschied von Euch nehmen. Ich reiche Euch im Geiste
meine Bruderhand und befehle euch Gott und dem Worte
seiner Gnade. Mein Brudergruß an alle Kinder Gottes
steht Kollosser 2.V. 5-7. Grüßt alle,alle alle die
meine Person kennen. Lieber Henrich, von Deiner Hand
erwarte ich einen Brief. Willst Du selbst nicht
schreiben so kann es der liebe Henrich Kaspersmeier
tun, würde sich der auch weigern so müßte es mein
Vetter Simon Kuhlenhölter tun. Die Nachrichten die
meine Blutsverwandten schreiben wollen, die müssen
sie dem Schreiber kundtun. Müßt Ihr den Brief auf
die Post tun so hätte ich nur einen Brief auf
leichtes Postpapier geschrieben, weil sie hier teuer
eingelöst werden müssen. Könnt Ihr aber die Briefe
mit Gelegenheit schicken so heiße ich viele Briefe
herzlich willkommen. Lieber Bruder Bernd-Henrich und
Ihr anderen alle zusammen solltet Euch nicht daran
stoßen das ich das Briefe schreiben Henrich Güse
anvertraut habe, das habe ich deshalb getan weil Er
diesen Brief hat einlösen müssen. Der liebe Kaspers
Henrich hat mir auch einen schönen Brief
geschrieben, solche Briefe mag ich gern lesen,
lieber Bruder ich grüße Dich besonders lieber
Henrich, Du bist noch auf dem rechten Wege ---?
(unleserlich) schreib mir wieder wie teuer Dir der
Brief gekommen, schreib mir aber auch ob es Dir auch
zuviel gewesen und heuchle nicht.
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Seite
12 |
Die letzte
Seite hat etliche Lücken und ist schlecht
zu lesen, daher mitunter ein par Fragezeichen ???) |
Wenn es gefällt---?? und
wir noch länger zusammen leben so finde ich mich
willig und bereit Euch alle zwei Jahre zu schreiben.
Ich werde künftig--?? wieviel Bogen schreiben---???.
Wenn ich an Dich wieder schreiben darf so tue mir
solches zu wissen kund, sonst muß ich an einen
anderen schreiben. Meine Blutsverwandten von
Wilhelmine Ihrer Seite die frage ich hiermit , wenn
Sie es sich gefallen lassen wollen einen Brief von
uns einzulösen, so bin ich alle Tage bereit an Sie
zu schreiben. Ich war erst willens drei Briefe zu
schreiben, an Henrich Güse, an meine Schwiegereltern
und an Bernd-Henrich. Auf diese Weise hätte ich weit
vertrauter an Euch geschrieben. Allein es wollte
sich nicht schicken, ich habe ins Allgemeine
schreiben müssen. Lieber Bruder Bernd-Henrich, Du
verlangst genau und gründlich zu wissen wo ich
wohne. Die Adresse, die ich bei diesem Brief Euch
schicke wäre schon hinreichend solches zu tun, weil
Du aber so brüderlich, so aus Herzensgrund--??
offenherzig mir geschrieben, so will ich auch von
meiner Seite ein gleiches tun. Wer zu uns kommen
will muß auf Neuort |
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ausfahren, von Neuort aus den Missisippi hinauf nach
St. Louis, von St. Louis den Missouri hinauf nach
Herman, von Herman geht’s zu Fuße etwa 7 Stunden
nach der ----Secondcruk--?? von der --–Secondcruk--??
Bin ich dritt halbe Stunden. Jeder Leser dieses
Briefes sei herzlich gebeten sich von ganzem Herzen
zu bekehren, damit wir uns droben wieder finden.
Brüder und Schwestern gedenkt meiner in Eurem Gebet.
Ich habe es noch besonders bei diesem schreiben
gefühlt, das ich mit meinem Herzen noch nicht von
Euch geschieden. Das unsere Trennung nur den Leib
betrifft, ich glaube und hoffe Ihr werdet dasselbe
fühlen wenn Ihr diesen Brief gelesen. |
Ich verbleibe durch Gottes Gnade
Euer geringster Bruder
Johan-Otto Kuhlenhölter |
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Von New York nach Bremen Germany
An Henrich
Güse
Fürstentum Lippe Detmold
Amte Vahrenholz
Bauerschaft Welstorf
Pillenbruch 19 |
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