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Wüstener Persönlichkeiten

August Brinkmeier
in der Oberwüstener Schule.

August Brinkmeier
als gewählter Gemeindedirektor.

August Brinkmeier
auf einem Spaziergang.

August Brinkmeier
im Ruhestand.

August Brinkmeier

August Ernst Brinkmeier wurde am 17. Mai 1929 in Kirchheide Ortsteil Voßhagen geboren. Seine Eltern waren August Brinkmeier und Minna Brinkmeier, geb. Schlehmeier.

Minna, geb. Schlehmeier und August Brinkmeier,
die Eltern von August Brinkmeier.

Er ging bis zur Auflösung 1938 in die evangelisch lutherische Schule in Bergkirchen. Die Schüler wurden auf die umliegenden Schulen verteilt. August Brinkmeier kam in die Volksschule nach Oberwüsten.

Die Schule in Bergkirchen wird 1938 aufgelöst.
Das letzte Foto mit Lehrer Busse.
August Brinkmeier, 2. Reihe 3. von rechts.

"Die Schulzeit war fertig und August begann eine Lehre in der Gemeinde-verwaltung in Wüsten. Damit waren eigentlich die wichtigsten Weichen in seinem Leben schon gestellt. Die Kindheit in Vosshagen und Bergkirchen und dann der Rest des Lebens in Wüsten. Dort arbeitete er, solange es die Verwaltung dort noch gab und schaffte es mit viel Fleiß und Ausdauer bis zum Gemeindedirektor." Ernannt wurde er dazu am 1. September 1959. Nach dem Tod seines Vorgängers Gustav Kaspersmeier im Jahr 1959 übernahm er auch das Amt des Standesbeamten. Viele Ehepaare denken gerne an die mit hintergründigem Humor geschlossenen Eheschließung zurück.

August Brinkmeier kannte jeden in seiner Gemeinde, er war beliebt und hatte für jeden ein offenes Ohr. Er half, wenn es sein musste, auch unbürokratisch. Er war ein vorbildlicher Gemeindedirektor, der, wie aus den erhalten gebliebenen Rats-Protokollen ersichtlich ist, in Wüsten viel bewegt hat. Er hat dafür gesorgt, dass Wüsten bei der Gebietsreform 1969 schuldenfrei in die neue Großgemeinde übernommen werden konnte.

August Brinkmeier hat sich um seine Gemeinde Wüsten verdient gemacht.

Gemeindedirektor August Brinkmeier
an seinem Schreibtisch im Wüstener Rathaus.

August Brinkmeier (1. Reihe Mitte) als Gemeindedirektor mit dem Gemeinderat, den Frauen und Mitarbeitern der Gemeinde auf einem Ausflug zum Hermannsdenkmal.  

Am 12. September 1952 heiratete er seine aus Ehrsen-Breden  stammende Frau Edith, geb. Bollhöfer. Sie bekamen zwei Töchter, Ulrike (1957) und Manuela (1967).

Hobbies hatte August Brinkmeier wenige. Seine Familie und sein Beruf waren sein Mittelpunkt  Er war leidenschaftlicher Skatspieler und Mitglied des "Skatclubs Wüsten von 1969", des kleinsten aber aktivsten Vereins im Ortsteil Wüsten, wie sie sich selbst bezeichneten.
Als Schatzmeister war er ab 1981 im Sozialverband, dem früheren Reichs-bund, tätig und hielt sehr zum Wohle des Vereins die Finanzen in Ordnung.
In späteren Jahren war er ein fleißiger Spaziergänger und hielt sich so geistig und körperlich fit.

Wüsten wird mit der Gebietsreform 1969 nach Bad Salzuflen eingemeindet. Die selbständige Verwaltung wird beendet. August Brinkmeier erhielt als Amtsleiter des Rechnungsprüfungsamtes im Rathaus von Bad Salzuflen eine neue Tätigkeit. 11 Jahre füllte ihn diese nicht einfache Aufgabe aus, als ein schwerer Herzinfarkt ihn, gerade 51-jährig, jäh aus dem Arbeitsleben riss.

Er schaffte es noch fast 30 Jahre im Ruhestand zu leben, nachdem es ihn 1980 schon fast das Leben gekostet hätte. Aber so konnte er noch eine Menge  mitbekommen, wenn auch nicht mehr so intensiv mit gestaltend wie vorher im Berufsleben. Seine Aktivitäten verlagerten sich ins Ehrenamt, wo er im Reichsbund, dem späteren Sozialverband, Aufgaben übernahm. Beim Männergesangverein war er passives Mitglied.

August Brinkmeier starb nach längerer Krankheit mit 80 Jahren im Kreise seiner Familie am 13. Dezember 2009.

 

Trauerpredigt von Pastorin Cornelia Wentz in Bergkirchen
zur Beisetzung von August Brinkmeier.

Liebe Frau Brinkmeier, liebe Familienangehörigen, liebe Trauergemeinde,

„ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit“

Diesen Satz bekam August Brinkmeier im März 1943 zu seiner Konfir-mation in Bergkirchen von seinem Pfarrer Wilharm zugesprochen.

Was mag der Junge damals damit verbunden haben? Es war ja Krieg. Neu einkleiden, schicke  Kleidung kaufen - (bei 4 Kindern) für ein großes Fest - das steckte nicht drin. Bestimmt wurde damals alles aufgeboten, um in knapper Zeit dennoch ein Fest zu feiern, aber es war ja kaum etwas da. Heute würde der Vers aus einer neueren Übersetzung so heißen: “Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid neue Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Ihr gehört zu Gott und lebt so, wie es ihm gefällt.“ Und die Konfirmanden werden von oben bis unten festlich eingekleidet, manchmal nur für einen Tag. Wenn die Jungens dann mit Anzug und Krawatte in die Kirche einziehen, meint man völlig neue Menschen vor sich zu haben. Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Und das scheint mit dazuzugehören: dass man sich dann, wenn etwas Neues beginnt, auch neu einkleidet. Ich weiß noch, wie wichtig es August Brinkmeier war, als Du, lieber Pascal, in Bergkirchen konfirmiert wurdest und er noch dabei sein konnte. Zwar im Rollstuhl und mit Schwierigkeiten, aber immerhin. Es hat ihn bestimmt an seine eigene Konfirmation erinnert. August Brinkmeier gehörte noch zu der Generation von Schulkindern, die ihre ersten Jahre in Bergkirchen in der kleinen lutherischen Schule verbrachten. Er wuchs auf mit Katechismusversen  und mit Gesangbuchliedern, auch, wenn er selbst nicht so wirklich gut singen konnte, das Grundschulzeugnis bezeugt es. Egal, etwas wird hängen geblieben sein vom Erlernten, denn August Brinkmeier blieb seiner kleinen Kirche auf dem Berge lebenslänglich treu verbunden. Und er versuchte seinen Konfirmationsspruch vom neuen Menschen zu beherzigen, indem er so lebte, wie es Kindern Gottes zugetraut wird. „Ihr gehört zu Gott und lebt so, wie es ihm gefällt.“ Damals, mit der Konfirmation, begann wirklich ein neuer Lebensabschnitt für den Jungen. Die Schulzeit war fertig und August begann eine Lehre in der Gemeindeverwaltung in Wüsten. Damit waren eigentlich die wichtigsten Weichen in seinem Leben schon gestellt. Die Kindheit in Vosshagen und Bergkirchen und dann der Rest des Lebens in  Wüsten. Dort arbeitete er, solange es die Verwaltung dort noch gab und schaffte es mit viel Fleiß und Ausdauer bis zum Gemeindedirektor. Er kannte ja alle Vorgänge in der Gemeindeverwaltung von klein auf und er kannte alle Wüstener und alle kannten ihn. Sie, die Töchter, erinnern sich an Szenen aus der Kindheit, wenn sie gemeinsam mit dem Vater über die Wüstener Kirmes gingen und der Vater überall Bekannte traf und die Kinder staunten. August Brinkmeier war glücklich mit seiner Arbeit und mit seiner Familie. Er war gern zu Hause bei Ihnen, liebe Frau Brinkmeier, und bei seinen Töchtern Ulrike und Manuela, später nahm er lebhaften Anteil am Aufwachsen seiner Enkel Pascal und Madlen. Ganz schwer wurde ihm der Abschied von der Arbeit als Leiter des Rechnungsprüfungsamtes Bad Salzuflen, als ein schwerer Herzinfarkt ihn, gerade 51-jährig, jäh aus dem Arbeitsleben riss. Wie gern hätte er weitergemacht, aber das Herz war zu stark angegriffen. Es blieb ihm nur die Chance kürzer zu treten und langsam wieder Kondition zu bekommen. Er ging jeden Tag spazieren, 2 Stunden lang, und schaffte es noch fast 30 Jahre in der „Verlängerung“ zu leben, nachdem es ihn 1980 schon fast das Leben gekostet hätte. Aber so konnte er noch eine Menge  mitbekommen, wenn auch nicht mehr so intensiv mitgestaltend wie vorher im Berufsleben. Seine Aktivitäten verlagerten sich ins Ehrenamt, wo er im Reichsbund, später im Sozialverband Aufgaben übernahm. Beim Männergesangverein reichte es nur zur passiven Teilnahme - das Thema Singen hatten wir schon angesprochen. Aber die menschlichen Kontakte waren ihm wichtig und deshalb unterstützte er diesen Verein. Ich habe das schon öfters bei herzkranken Menschen erlebt, dass gerade das Organ, dass sie so sehr prägt, weil sie wirklich sensible, herzensgute Menschen sind, dass genau dieses Organ auch ihre schwache Stelle ist. Wir sagen dann so: „Er oder sie hatte ein gutes Herz“ und meinen damit nicht das Organ, sondern die Lebenseinstellung.

Für Paulus kommt ein gutes Herz von Gott. Es ist nicht die organische Ausstattung eines Menschen, sondern seine Erneuerung aus dem Geist Gottes durch die Taufe. Und da sind wir wieder bei dem Konfirmations-spruch vom neuen  Menschen. „Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit“.

Der neue Mensch lebt nicht mehr nur für sich selbst, egoistisch auf den Eigennutz bedacht, sondern lebt in einer Gemeinschaft, in guten Beziehun-gen. Es geht der Bibel immer um den einzelnen Menschen und die Gemeinschaft. Seelenheil und Gemeinwohl.

Da ist jeder gefragt. Jeder wichtig.

Denn es handelt sich bei den Konsequenzen im Lebensstil ja nicht um etwas, das von außen gefordert wird, sondern um den Wunsch eines jeden nach einem guten Miteinander, nach einer guten Gemeinschaft, in der man sich wohl fühlen kann. Und das erfordert nun einmal das Bemühen aller.

Genauso sieht Paulus auch das Miteinander der Christen. Er beschreibt die Getauften als Glieder am Leib Christi, die, wenn in dieser Gemeinschaft alle zu ihrem Recht kommen sollen, einfach bestimmte Regeln einhalten müssen. Wenn jeder den anderen belügt, wenn jeder nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, oder dem anderen nachträgt, was der vielleicht einmal falsch gemacht hat, wie sollte da Gemeinschaft möglich sein? Nicht für Gott sollen wir all diese Forderungen, die Paulus da nennt, erfüllen, sondern für uns, für unser Miteinander. So dass es jedem einzelnen in der Gemeinde gut geht und er sich angenommen und akzeptiert fühlt. Und weil dahin noch ein weiter Weg ist, wir brauchen uns ja nur umzuschauen, in unseren Familien, in der Schule, am Arbeitsplatz, in unserer Gesellschaft, deshalb fordert uns Paulus auf, den neuen Menschen auch wirklich anzuziehen, zu dem Gott uns durch die Taufe gemacht hat.

Vor Gott selbst tragen wir dieses neue Kleid ja bereits, für ihn sind wir schon immer dieser neue Mensch, den er nach seinem Bilde geschaffen hat. Ein neuer Mensch, der für ihn unendlich wertvoll ist, ganz egal, wie er lebt, was er ist oder hat. Ein neuer Mensch, der von der Hoffnung und Zuversicht getragen ist, dass diese Welt noch nicht das letzte Wort ist, das über uns gesprochen ist. Ein neuer Mensch, der deshalb immer wieder Neuanfänge wagen kann, der mit offenen Augen und offenem Herzen leben kann. Diese Grundlage hat Gott bei jedem und jeder von uns gelegt: „Ich will dein Gott sein, du bist mir unendlich viel wert“ – so ist es uns schon in der Taufe zugesagt worden, davon leben wir. Amen.


Quellen: Dank an Frau Edith Brinkmeier, die über die Lebensgeschichte ihres Mannes berichtete und die Fotos zur Verfügung stellte.
  Dank an Frau Ursula Worrech, die das Foto vom Ausflug zum Hermannsdenkmal in ihrem Album hatte.
  Dank an Frau Pastorin Cornelia Wentz, die ihre Predigt zur Beerdigung von August Brinkmeier per Email übermittelt hat.
  Der Zeitungsartikel: Freie Presse Nr. 200 Sonnabend, 27. August 1960.