Die Wüstener Ecke auf dem Kiliansfriedhof zu
Schötmar
Die Wüstener
Gemeindekirche für die beiden Bauerschaften Ober- und
Unterwüsten wurde 1620 erbaut. Der Totenhof entstand 1625
rechts von der Kirche - heute zwischen der Vlothoer Straße
und der Kirche gelegen. Einige alte Grabsteine, die an
frühere Zeiten und alteingesessene Familien erinnern, zeugen noch von der
ehemaligen Ruhestätte an dieser Stelle. Aber auch vor dieser
Zeit war Wüsten besiedelt. Gottesdienste wurden besucht,
Ehen wurden geschlossen, Kinder getauft und Tote zur ewigen
Ruhe gebettet.
Die Kilianskirche in
Schötmar.
Unter- und
Oberwüsten
gehörten, wie 11 weitere Bauerschaften auch, zum Kirchspiel Schötmar.
Die Ausgrabungen haben den Beweis erbracht, dass es
schon vor mehr als 1200 Jahren eine Kirche in
Schötmar gab. Rund um die Kirche, dem jetzigen
Kirchplatz, war der Friedhof angelegt. Mit der
Einführung des Christentums verbot Karl der Große
den Sachsen die heidnische Sitte der
Leichenverbrennung. Wann hier die ersten
Beerdigungen stattgefunden haben, ist nicht
überliefert.
Obwohl der Gemeinde-Kirchof erst 1318 in einer Urkunde genannt
wird, ist es wahrscheinlich, dass die Toten schon
früher auf dem Kirchhof bestattet worden sind. So
auch die verstorbenen Wüstener auf der "Wüstener
Ecke" des Friedhofs. Bei den mangelhaften
Wege-verhältnissen gehörte es oft zu den "dinglichen"
Lasten der Kolonatsbesitzer, den Leichenwagen für
Kötter oder Einlieger zu stellen. Der Weg von Wüsten
über den Vierenberg, im Volksmund Bum-Bam-Weg
genannt, auf dem man das Bum-Bam der Glocken der
Kilianskirche hörte, wenn die Höhe des Vierenberges
überschritten war, war lang und beschwerlich. Oder über den Hellweg am
Stumpfen Turm vorbei weiter über die Beetstraße, auf der hinter dem Leichenzug
ein Gebet gesprochen wurde.
Plan von Schötmar mit
Kirche, Kirchplatz und der bebauten "Wüstener Ecke".
Auf der "Wüstener Ecke"
steht heute das Haus
Schülerstraße 6 und 6a von der
Kilianskirche aus gesehen.
Ab 1820 wurden keine neuen Gräber
auf dem Friedhof an der Kilianskirche
mehr angelegt. Es entstanden neue Totenhöfe außerhalb des
Ortskerns von Schötmar und in einigen umliegenden
Bauerschaften. Der Kirchplatz
wurde nach und nach von Gräbern frei und im Jahre
1842 eingeebnet.
In den letzten Jahren des 19. Jh.
hat mehrfach ein Verkauf kleinerer Parzellen des
alten Kirchhofs stattgefunden. So erwarb um 1877 der
Schneidermeister Nolte für 150 Mk. einen Hausplatz
auf der "Wüstener Ecke". Er baute das Haus Nr. 155
auf diesem Grundstück (heute Schülerstraße 6 und 6a). Durch den Kauf des Grundstückes von
Schneider Nolte und dem Artikel von Pastor W.
Butterweck, ist die "Wüstener Ecke" mit den
vielen Namenlosen dort beerdigten in Erinnerung geblieben.
Quellen:
Bedanken möchte
ich mich bei Harald Deppe und Dr. Stefan Wiesekopsieker, die
mir Literaturstellen nannten und mich mit Rat und Tat
unterstützt haben.
Pastor W.
Butterweck: Die Kirchengemeinde Schötmar. In:
Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde.
Verlag der Meyerschen Hofbuchdruckerei. Detmold, 1910,
S.136-140.
Pfarrer
Manfred Möller und Pfarrer Dr. Dieter Wiele [Hrsg.] 1200
Jahre Kilianskirche in Schötmar. 1982.