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Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Systematik:

Ordnung:
Hahnenfußartige
(Ranunculales)
Familie:
Hahnenfußgewächse (Ranunculáceae)
Unterfamilie:
Ranunculoideae
Tribus:
Ranunculeae
Gattung:
Hahnenfuß (Ranunculus)
Art:
Scharbockskraut
(Ranunculus ficaria L)
 

Abb. 3 Blüte

Abb.4 Brutknöllchen

Abb. 5 Wurzelknöllchen

Abb. 1 Blütenteppich im April in den Sumpfwiesen an der Salze

Abb. 2 Kleines Scharbockskraut-Biotop

Namenerklärung:
Ranunculus = bei Plinius ein Hahnenfuß, ficaria von lat. ficus = Feige, die Wurzelknöllchen haben eine entfernte Ähnlichkeit mit Feigen.

Vorkommen:
Das Scharbockskraut ist in ganz Europa verbreitet. Es liebt die feucht-kühlen Laubwälder, Gebüsche und Hecken. Auch an Quellen und Bächen.

Vorkommen in Wüsten:
Weit verbreitet und häufig anzutreffen; von Pehlen bis zum Stumpfen Turm und von der Salze bis zum Bismarckturm.

Blüten:
Die Blüten erscheinen bereits ab März und blühen abhängig vom Standort bis Mai. Auffallend sind  die einzeln stehenden, lang gestielten goldgelben Blüten. Sie haben acht bis elf Kronblätter.
Ausnahme: Hahnenfußgewächse haben in der Regel 5 Kronblätter!
Betrachten wir eines dieser Kronblätter etwas genauer: Der Blick auf die Oberseite zeigt eine dünne Wachsschicht, dadurch sieht die Blattoberfläche wie gelackt aus. Trotz des gemeinsamen Lackglanzes erkennt man deutlich zwei Bereiche auf der Blütenoberfläche, sie unterscheiden sich in ihrer Leuchtkraft. Der untere Abschnitt des Blütenblattes ist mattgelb, die übrigen Teile leuchtend gelb. Da die Blüte ultraviolettes Licht stark reflektiert, wirkt sie für die Biene, die diese Wellenlänge wahrnehmen kann, nicht gelb, sondern purpurn. Jetzt kommen auch die festgestellten zwei Abschnitte des einzelnen Blütenblattes ins Spiel: Durch die  sich daraus ergebenen unterschiedlichen Reflektionsgrade  bildet sich eine andersfarbige Zone im unteren Teil der gesamten Blüte, ein Saftmal. In dem für uns mattgelben Teil befindet sich hinter einem kleinen Schüppchen eine winzige Nektardrüse. Folglich sorgt die Blüte im ultravioletten Licht für eine Markierung der Stelle, wo es Nektar gibt. Somit wird die Biene/Fliege zu dem Punkt geleitet, wo die Bestäubung stattfinden kann.

Früchte:
Obwohl die Blüte des  Scharbockskrautes von Fliegen und Bienen besucht wird, setzt die Pflanze bei uns selten Frucht an.

Ausbreitungsstrategie:
In unseren Breiten verbreitet sich das Scharbockskraut leicht durch Brutknöllchen. Nach der Blütezeit zeigen sich in den Blattachseln getreidekorngroße Gebilde, die aus der Achselknospe und einer durch Reservestärke stark angeschwollenen Wurzel daran entstehen. Wenn im Juni die Blüten verwelken, werden diese Brutknöllchen frei. Der Regen kann sie wegspülen und im nächsten Jahr wachsen sie am anderen Ort zu neuen Pflänzchen heran. Öfters geschieht es, dass diese Brutknöllchen bei Regen an den Pfützenrändern zusammengespült werden. Man spricht dann im Volksmund vom so genannten „Getreideregen“.

Gefährdung:
Das Scharbockskraut ist so gut vertreten, dass es noch nicht in die Rote Liste aufgenommen werden musste.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde:
Der Name "Scharbockskraut" verweist auf die früher übliche Verwendung der Pflanze als Heilmittel gegen Skorbut (der Scharbock), eine Vitamin C-Mangelkrankheit. Die Blätter des Scharbockskrautes gehören also nicht nur zum ersten Grün, sie enthalten auch reichlich Vitamin C.
Die Brutknöllchen und der Wurzelstock wurden früher als Mittel gegen ("Feig-")Warzen verwendet. Durch den Saft, der auf der Haut Brennen hervorrufen kann, wurde wohl ein Reiz gesetzt, der das Vertreiben der Warzen durch Autosuggestion ermöglichte.


Quellen: Freitag, Helmut Dr.: Wiesenblumen und Ackerblumen. Chr. Belser Verlag, Stuttgart, 1966.
  Haustein, Erik: Kosmos-Heilpflanzenführer P+I Schönfelder 1984
  Heß, Dieter: Die Blüte
  Meier-Böke, August: Flora von Lippe. (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe, Bd. 29).
  Oberdorfer, E: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete.
  Rothmaler, W. (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 4.
  Weberling, Focko: Morphologie der Blüten und der Blütenstände
  www.wikipedia.org
Text: Rolf Dieringer, Landschaftswart in Bad Salzuflen
Fotos: Klaus Pumpenmeier Abb. 1, 2, 3
  Rolf Dieringer Abb. 4, 5