Home Zurück zur Übersicht      

Huflattich (Tussilago fafara)

Systematik:

Ordnung:
Asternartige
(Asterales)
Familie:
Korbblüter (Asteraceae)
Unterfamilie:
Asteroidae
Gattung:
Huflattich
(Tussilago)
Art:
Huflattich (Tussilago farfara L.)

 

Abb. 2 Blüten

Abb. 2 Huflattich
mit geschlossener Blüte

Abb. 4 Huflattich im März noch Blattlos

Abb. 5 „Pusteblume“

Abb. 6 Lattoberseite (großes Blatt) und filzige Blattunterseite

Abb. 1 Huflattich-Habitus

Namenerklärung:
Der lateinische Name rühmt die spezifischen Heilkräfte dieser Pflanze. s.u. Er leitet sich vom lateinischen tussis = Husten und agere = vertreiben ab. Die Artbezeichnung farfara bezieht sich auf den dicken weißen Haarfilz, mit dem die Blätter besonders an der Unterseite überzogen sind. farina = Mehl. Betrachten wir die deutsche Bezeichnung, so können wir feststellen, dass die Blätter hufeisenförmig (Name!) und gezähnt sind. Die Bezeichnung Lattich rührt wohl vom lat. lapatica = großblättrige Pflanze her.

Volksnamen
Früher  war man auf Pflanzen angewiesen, die eine heilende Wirkung hatten. Bei den Heilkundigen war sie in aller Munde und es bildeten sich viele regional unterschiedliche Namen. Beispiele sind: Brandlattich, Brustlattich, Heilblatt, Teeblüml, Rosslattich, Hustenlattich, Eselshut, Lehmbluemel, Sandblume, Tabakkraut, Pferdefuß.
Im Lippischen wurde sie mit Hoikensbläer oder Wagentrohnsbläer bezeichnet.

Vorkommen:
Man findet den Huflattich vor allem auf lehmigen und tonigen Böden. Meist wächst er auf Ödland, an Böschungen und Eisenbahndämmen, auch an Acker- und Wegrändern kann man ihn finden. Im Gebirge steigt er bis in eine Höhe von ca. 2300 m.

Vorkommen in Wüsten:
Der Huflattich gehört auch in Wüsten nicht zu den seltenen Pflanzen und lässt sich an den Stellen finden, an denen der Boden ihren Ansprüchen genügt.

Blüten:
Die Blütezeit erstreckt sich von März bis April. Somit gehört er zu den Frühblühern. Daraus folgt, das er gerade als erste Nahrung für Insekten sehr wichtig ist. Er wird von Bienen, Käfern und Schwebefliegen besucht (Bienenweide). Betrachten wir eine Blüte unter der Lupe, so erkennt man in der Mitte die ca. 30-40 männlichen Röhrenblüten. Drum herum sitzen ca. 300 weibliche Randblüten (= Zungenblüten). Eine Besonderheit, denn bei den Korbblütern ist die geschlechtliche Verteilung bei den zwittrigen Blüten normalerweise anders. Die Blüten öffnen sich fast nur bei Sonne. Sie sondern keinen Nektar ab, nur die Pollen dienen den Insekten als Nahrung. Erst am Ende der Blühzeit erscheinen die Blätter, die dann, besonders an der Unterseite, von einem mehlartigen Filz überzogen sind (Name!). Im Mittelalter wurde er , wie auch die Herbstzeitlose, als „filius ante padrem“ (der Sohn vor dem Vater) bezeichnet. Alle im Vorjahr gesammelte Kraft dient somit zunächst der Arterhaltung (Vermehrung).

Früchte:
Nachdem die Blüten bestäubt sind, neigen sie sich wieder der Erde zu. Der Stiel beginnt zu wachsen und die erloschenen Blüten zeigen sich in einem neuen Kleid. Sie richten sich bei erreichen der Fruchtreife wieder auf und ähneln jetzt dem verblühten Löwenzahn. Sie bilden dann eine kleine „Pusteblume“.

Ausbreitungsstrategie:
Die Verbreitung geschieht in erster Linie wie beim Löwenzahn durch „Schirmchenflieger“. Eine weitere Möglichkeit ist die „Klettverbreitung“. Auch Ameisen verschmähen die Samen nicht und tragen sie somit weiter. Viele Landpflanzen haben bei Regen ein Problem mit der Verbreitung ihrer Samen. Nicht so der Huflattich, die Pappushaare reagieren bei Feuchtigkeit schon nach wenigen Minuten und tun sich dann als „Wasserhafter“ hervor. Eine weitere Ausbreitung geschieht über unterirdische bis zu 2 m lange Ausläufer. Von dieser Grundachse zweigen Ausläufer ab, an denen sich kleine Knospenknöpfchen bilden.

Gefährdung:
Auch an dieser Pflanze zeigt sich, wie sehr unser ökologisches System mit einander vernetzt ist. Der Huflattich an sich ist nicht gefährdet, aber er dient mehreren im Bestand gefährdeten Schmetterlingsarten als Futterpflanze. Darunter die Raupe des Alpen-Würfeldickkopffalters, der glänzenden Erdeule und der gelblichen Alpen-Erdeule. Eine, wenn auch nur regionale Reduzierung des Huflattich, kann also zum Aussterben der genannten Arten beitragen.

Nutzung:
Nimmt man die Drogenkunde von Ziegler + Petzold zur Hand, erfährt man neben der spezifischen Wirkung dieser Droge, das sowohl Blätter (Folia farfarae) als auch Blüten (Flores fafarae) gehandelt wurden/werden.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde:
Bereits bei Plinius (1. Jh. n. Chr.) findet sich eine genaue Anleitung: „Bei veraltetem Husten sollen wir Huflattichwurzeln auf glühende Zypressen-Wurzeln legen und den entstehenden Rauch durch einen Trichter einatmen“. Auch der Pharmakologe Hugo Schulz (1853-1932) hat den alten Brauch, Huflattichblätter bei Asthma und Bronchitis zu rauchen, an sich selbst ausprobiert und genau beschrieben. Im Bergischen legt man die Blätter bei Gicht so auf, dass die filzige Unterseite nach oben kommt.
Er enthält einen sehr hohen Anteil an verschiedenen Mineralien, die man für spezifische Heilwirkung verantwortlich macht. Er gehört zu den so genannten Muzilginosa, den Schleimdrogen. Sie wirken einhüllend und einschleimend. Sie werden im Bereich der Schleimhäute eingesetzt. Sie können die entzündeten Schleimhäute mit einer hauchdünnen Schicht überziehen, mindern die Schmerzempfindlichkeit, mildern den Reiz und bringen die Entzündung schneller zum Abklingen. Neben den Schleimstoffen enthält er sehr viel Gerbstoffe in den Blättern und kann dadurch die Schleimhäute festigen und stärken. Außerdem kann er die Bronchien erweitern und so Stauungen im feinsten Bereich der Lungen lösen. Das wiederum erleichtert das Abhusten.


Quellen: Boerner, Franz: Taschenbuch der botanischen Pflanzennamen 4. Aufl. 1989
  R.Düll, R. u. H.Kutzelnigg: Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch
  Meier-Böke, August: Flora von Lippe. (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe, Bd. 29).
  Oberdorfer, E: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete.
  Rothmaler, W. (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 4.
  Rothmaler, W. (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 4 Kritischer Band
  Ziegler-Petzold: Drogenkunde. Reprint, Original 1929
  www.gesundheit-u-a.de
  www.henriettesherbal.com
  www.natur-lexikon.com
  www.wikipedia.org
Text: Rolf Dieringer, Landschaftswart in Bad Salzuflen
Fotos: Rolf Dieringer Abb. 1, 2, 3
  Klaus Pumpenmeier Abb. 4
  Rüdiger Kratz, St. Ingbert Abb. 5, 6