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Wüstener im Ausland kriminell geworden

In den Jahren 1817 und 1818 wurde Marie Sophie Kruthöfer, die sich auch Koch nannte, mehrmals im Amt Schötmar verhaftet und mit Gefängnishaft bestraft. Bei einer Vernehmung vor dem Amt Schötmar am 24. April 1817 gab sie in Anwesenheit ihrer Eltern an, dass sie 19 Jahre alt sei und in Wüsten konfirmiert worden sei. Sie war in Bielefeld verhaftet und nach Schötmar überstellt worden, weil sie keinen Pass besaß und ihr Betrügereien vorgeworfen worden sind, die sie aber von sich wies. Als sie 17 Jahre alt war, ging sie mit Einwilligung ihrer Eltern bei dem Bürger Althöfer in Salzuflen in den Dienst. Dort wurde von ihr schwere Arbeiten verlangt, die sie nicht leisten konnte und die Frau hätte sie „zum Teufeln verwiesen“, weshalb sie nach nur zwölf Wochen den Haushalt verlassen hätte. Dann sei sie ein halbes  Jahr bei dem Schuhmacher Remmert in Herford als Spinnerin tätig gewesen und darauf wieder ein halbes Jahr bei einem Juden in Lage [der Namen konnte nicht entziffern werden]. Weil sie dort nichts zu essen bekam, wanderte sie weiter nach Hameln, wo ihr der Bürger und Branntweinbrenner Kato einen guten Lohn versprach. Aber sie wurde dort verhaftet, weil sie keinen Pass hatte und schließlich zu ihrer Mutter zurückgebracht. Dann habe sie einige Wochen auf den Höfen Wilmsmeier und P... in Vlotho gedient und dann eine Anstellung bei dem Kolonen Schröder in Brockhagen bei Bielefeld kommen. Aus Geldmangel konnte sie sich keinen Pass beim Amt Schötmar besorgen und wurde deshalb wieder verhaftet und nach Herford verbracht. 1818 dann sollte die junge Frau wieder vernommen werden, war aber heimlich aus dem Amt entwichen. Ihre Eltern wußten auch nicht, wo sie sich aufhielt und sie hielten ihre Tochter für arbeitsscheu.

Ende Oktober 1817 berichtete der Bürgermeister von Vlotho an das Amt Schötmar, dass Anne Sophie Kruthöfer „zu den liederlichsten und immoralischsten Weibes Personen hiesiger Gegend [gehörte]. Sie hat sich eine Zeitlang im hiesigen Verwaltungs-Bezirke geschäftslos umhergetrieben, ist mehreremale arretirt und durch Einsperrung bestraft worden. Darauf hat sie sich von hier entfernt und sich in und bei Minden aufgehalten, ist auf Vagabundage und Hurerei betroffen worden, weshalb sie dann dorten […] mit 10 Peitschenhieben bereits bestraft worden ist.“

Als nächstes finden man einen Vorgang in den Akten, wonach sie nach einer zweijährigen Haft im Zuchthaus, weil sie wiederholt trotz Verbots preußisches Territorium betreten hatte, im Mai 1821 von Herford aus wieder an das Amt Schötmar überstellt wurde.

Nachdem sie dort verschwunden war, kam am 6. November 1821 vom hannoverschen Amt Aerzen eine Anfrage zu ihrer Person. Sie hatte dort „an einem großen Diebstahle“ teilgenommen und das hannoversche Amt bat für die Verhandlung um Informationen über sie. Das Amt Schötmar fasste zusammen: „Dieselbe hat schon seit längerer Zeit das Gewerbe eines öffentlichen Mädchens getrieben und ist wegen ihrer liederlichen herumvagieren-den Lebensart in den Jahren 1817 und 1818 mehrmals mit Arrest im Amtsgefängnisse und im Werkhause in Detmold bestraft.“ Am 5. Mai 1821 wäre sie von Herford nach einer Zuchthausstrafe an das Amt Schötmar abgeliefert worden, wäre aber wieder entwichen.

Ihre Eltern lebten in der Krutheide und waren arm.

Ob es sich um dieselbe Person handelt, ist nicht sicher: Im März 1835 wurde Sophie Amalie Kruthöfer nach einer Zuchthausstrafe zum dritten Mal wegen Einreise nach Preußen von Herford aus nach Salzuflen überstellt. Die stammte aus Unterwüsten und war 39 Jahre alt.  

Cf. StA Detmold, L 108 Schötmar Fach 24 Nr. 6, Band 1.
Cf. L 108 Schötmar Fach 24 Nr. 6, Band 2.

 

Friedrich Wilhelm Begemann wurde am 24. September 1828 zu einer einjährigen Arbeitsstrafe in Oldenburg verurteilt. „Uebrigens hat derselbe in hiesigem Lande mit einer sehr berüchtigten Diebesfamilie in Verbindung gestanden und ist […] wegen Hülfsleistung bey mehreren Diebstahlsverbrechen […] verutheilt“, berichtete am 24. September 1829 die Justizkanzlei Oldenburg.

Oberpolizeidiener Sonntag berichtete über Begemann an das Amt Schötmar: Er stammte von der Stätte Nr. 56 in Unterwüsten und hätte bei seiner Heirat einen Brautschatz von vielleicht 15 Reichstalern zu erwarten und besitze kein Vermögen. Den Erkundigungen im Dorf nach hätte Begemann früher kein tadelswertes Leben geführt und hätte im Februar 1825 Wüsten verlassen und sei seitdem nicht zurückgekehrt.

Nach verbüßter Haft wurde Begemann an das Amt Schötmar abgeschoben. Dort wurde er unter polizeiliche Aufsicht gestellt und Sonntag sollte halbjährlich Bericht über Begemann beim Amt erstatten.

Cf. L 108 Schötmar Fach 24 Nr. 6 Band 1.
 

Im Sommer 1820 war Johann Jobst Lüning aus Unterwüsten bei Bremen verhaftet worden, weil er einen gefälschten Pass mit sich führte und Bettelte. Das Gohgericht Achim hatte ihn zu einer 8tägigen Gefängnisstrafe verurteilt und er wurde nun dem Amt Schötmar zu weiteren Ermittlungen überstellt. Im Verhör am 26. Juni 1820 gab Lüning an, dass er in Unterwüsten wohne, „wo er sich vom Tagelohn und seiner Hände Arbeit ernähre."

„Des Sommers pflege er nach Bremen zu gehen und daselbst durch Schiffsziehen etwas zu verdienen. Am vorhergehenden Tage vor 7 Wochen sey er nun auch wieder in diese Jahre von Haus abgereist und auch bald nachher nach Bremen gelangt. Zu Haus habe es aber an Geld gefehlt, um sich einen Paß zu kaufen, und als dies nun ein auf dem nahegelegenen Gute Steinbeck wohnhafter Müllergeselle Namens Brinkmeyer gehört, so habe ihm dieser einen auf sich ausgestellten Paß angeboten, weil er solchen nicht mehr braucht.“ Doch der Müllergeselle hieß nicht Brinkmeyer, was Lüning nicht wusste. Nur dessen Vornamen Heinrich kannte er. Der Müllergeselle hatte einige Eintragungen in dem Pass nachträglich geändert (der Pass liegt den Akten bei, die Änderungen sind recht auffällig, schon weil sie mit anderer Tinte vorgenommen worden sind). Auf dem Weg hatte Lüning Leute um etwas zu tinken gebeten, die ihm aber kein Getränk, sondern einen Pfennig gaben. Dies wurde als Bettelei gewertet.

L 108 Schötmar Fach 24 Nr. 7.


Quellen: Dank an Herrn Axel F. Wilke, der diese alten Dokumente im Landesarchiv in Detmold gefunden und bearbeitet hat.