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Der Ursprung des Namens
Die Pumphans
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Der Ursprung des Namens Pumpenmeier

Im ausgehenden Mittelalter wurde bei etwa gleichbleibender - später sogar geringer werdender - Anzahl von Rufnamen die Zahl der Menschen, die an einem Ort zusammenwohnten und den gleichen Namen trugen, immer größer. Dem Vornamen (Rufnamen) wurde zuerst in den bevölkerungsreichen Städten eine zusätzliche Kennzeichnung hinzugefügt. Später auch auf dem platten Land.

Die frühen Namen in unseren beiden Dorfgemeinschaften Unter- und Oberwüsten können wir den ältesten lippischen Landschatzregistern von 1497/1507entnehmen:[1]

Herman Drake
Hinrik Douwir
de olde Sturhane
Bernt Schemmelge
Hermann Lymborch
Hennecke van Herforde
Kykesmolner

Herman Sloir to Holte
Brun Johann
de junge Sturhane
Herman Schuckman
Bartholt Mesze
Karstin upper Glintbecken
Hans Schollentrup

Kulehere
Hencke Tyllekingk
Hudepoill
Bernt Ghusze is Sparebroit
Herman Sweyn
Nolte Berenstert
Ludecke Fricke

Tolle uppim Boberge
Jodesharte
Hinrick Schalk
Deppe Weldige
Ludecke Sweyn
Euert Pecher
Taske to Horentrupp

Einige Nachnamen sind bis heute - sehen wir von kleinen Veränderungen ab - in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben wie: Drake, Fricke, Pecher, Schalk, Sturhahn, Schuckmann. Andere sind im Laufe der 500 Jahre stärker verändert, aber noch erkennbar: Kulehere = Kuhlenhölter, Schemmelige = Schemmel, Jodesharte = Jobstharde, Lymborch = Limberg, Mesze = Meise, Tyllekingk = Tielke. Einige sind ausgestorben oder in ihrer frühen Form heute nicht mehr erkennbar: Herman Sloir to Holte, Schollentrup und Taske to Horentrupp

"Pumpen..." war zu Beginn des 17. Jh. noch nicht dabei.

Die erste Erwähnung des Namen Pumpen finden wir im Wüstener Kirchenbuch von "Anno 1701 Aprilis den 19  - Vater  Heider/Hinder oder ä.  von der Pumpenstäte (stätte) das geboren und welches wegen Schwachheit taufen müssen. Gevatter "Br (Fleck) nd auf dem Kruthofe.."[2] die Pumpen später Pumphans oder Pumpenmeyer (1701) bewirtschaften bis heute die kleine Hoppenplöckerstette in Unterwüsten auf der Krutheide.

Woher kommt nun der Name Pumpen später Pumphans oder Pumpenmeier?
Die Onomastik, die Namenforschung, kategorisiert die Herkunft der Familiennamen in vier Gruppen: aus Rufnamen, nach der Herkunft, nach dem Beruf und aus Übernamen (Eigenschaften).[3]
Im Wörterbuch der Brüder Grimm[4] wird "Pumpen" mehrfach gedeutet.
• Den Schall Pump hervorbringen oder hören lassen. Hier wird u. a. Schiller zitiert: "... leiser um das pompende getöse ... zittert der gesang ..."
• Eine Pumpe bewegen und dadurch eine Flüssigkeit heben. schöpfen, niederdeutsch pumpen auch bompen.
• Auf Borg (Pump) geben oder nehmen, einen anpumpen, Geld pumpen. Diese Deutung des Namens schließt sich wohl aus, da sie erst Ende des 19. Jh. in Gebrauch kommt.

Eine ganze Reihe von Begriffen mit den Vorsilben "Pump" oder "Pumpen" werden im Grimmschen Wörterbuch genannt: Pumpenärmel, Pumpenback, Pumpenbengel, Pumpenbohr, Pumpenbohrer, Pumpenbolzen, Pumpendrücker, Pumpeneimer, Pumpenfeuer, Pumpengatt, Pumpengeck, Pumpengesenke, Pumpengestänge, Pumpenhammer, Pumpenhebel, Pumpenherz, Pumpenkappe, Pumpenkasten, Pumpenkessel, Pumpenkette, Pumpenklappe, Pumpenknecht, Pumpenkoker, Pumpenkolben, Pumpenlager, Pumpenleder, Pumpenmacher, Pumpenmicke, Pumpenpott, Pumpenröhre, Pumpensatz, Pumpensauger, Pumpenschacht, Pumpenschlag, Pumpenschraper, Pumpenschuh, Pumpenschwengel, Pumpensod, Pumpenspiel, Pumpenstange, Pumpenstiefel, Pumpenstock, Pumpentopf, Pumpenwasserkunst, Pumpenwerk, Pumpenzeug, Pumpenzieher und Pumpenzug.
Und auch Begriffe mit der Vorsilbe "Pump" gibt es eine ganze Anzahl: Pump, Pumpbrunnen, Pumpärmel, Pumpbüchse, Pumpe, Pumpel, Pumpelfasz, Pumpelmeise, Pumpelmilch, Pumpelmus, Pumpeln, Pumpelrose, Pumpelweich, Pumper, Pumperer, Pumperhart, Pumpericht, Pumperlein, Pumperle, Pumperling, Pumpermette, Pumpermittwoch, Pumpern, Pumpernickel, Pumpernüssel, Pumpersudel, Pumpes, Pumpfist, Pumphaken, Pumphose, Pumphut, Pumpicht, Pumplicht, Pumps, Pumpsäckig, Pumpsatt, Pumpsen, Pumpstock, Pumpung, Pumpwasser, Pumpwerk und Pumpzunge.

Die zahlreichen Begriffe mit Pump oder Pumpen lassen den Schluß zu, dass der Name nach dem Beruf oder einer Eigenschaft abgeleitet wurde.
In einigen namenkundlichen Nachschlagewerken bleiben Namen mit der Vorsilbe "Pum", "Pump" oder den beiden Silben "Pumpen" unerwähnt. Aber in Hans Bahlow: "Deutsches Namenlexikon"[5] finden wir Pump! Der Name "Pump" kommt in Hamburg im 14. Jh. häufiger vor. Er ist abgeleitet vom Beruf des Pumpenmaker oder Pumper. Eine andere Deutung ist Pumpel oder bairisch Pumpt = Lümmel = kleiner untersetzter Kerl.[5] Aber das ist doch wohl etwas weit hergeholt.

Ein wenig zurück in die Geschichte von Salzuflen und dem nahegelegenen Wüsten: Salzuflen hat den höchsten Stand seiner Entwicklung durch die Salzgewinnung vor dem 30jährigen Krieg erlebt. Man kann diese Epoche von Wohlstand, Baufreudigkeit, Bürgerstolz, Reformation der Kirche und Ausweitung des gesamten Stadtregiments zeitlich zwischen 1500 und etwa 1620 festlegen.[6] Die lukrative Salzgewinnung in Salzuflen war durch Verträge und die Salzufler Stadtrechte dem Zugriff der Lippischen Grafen entzogen. Sie versuchten nordöstlich von Salzuflen, im Salzetal aufwärts, eine eigene Salzgewinnung zu errichten. Bei der Anlage einer Walkenmühle durch das Salzufler Wandmacheramt in der Loose im Jahre 1609 kam Graf Simon VI. (1563-1613) in Begleitung seines Mühlenbaumeisters Idenhusen höchst persönlich vor Ort, um zu prüfen, ob sein "Wasser Radt, welches die Pompen daselbst zum Salzwasser treibt" durch das Stauwerk der Walkenmühle in seinem Lauf gehemmt würde.[7] Neben seinem besonderen Engagement um die Salzgewinnung war Simon VI. sehr am Mühlenwesen in seiner Grafschaft interessiert. Heute erinnern nur noch gelegentliche Funde von Resten eines Gradierwerkes[8] daran, dass hier auf der Loose einmal eine Salzgewinnung stattgefunden haben muss. 

Wenn also Graf Simon VI. Anfang des 17. Jahrhunderts seine Pompen besichtigt, hat es Männer gegeben, die diese "Pompen" konstruiert, hergestellt, beaufsichtigt oder bedient haben. Hat einer von ihnen den Namen Pumpen oder Pumphans im Volksmund bekommen? War der kleine Hof, mit nur wenigen Scheffelsaat Land, Entlohnung für die an den Pompen geleistete Arbeit? Der Hof der Pumpenmeier[8]  liegt am Südhang des Salzetales nur knapp 200 Meter von der Stelle entfernt, wo einst die gräfliche Salzgewinnung angesiedelt war.

War die kurze Zeit der Salzgewinnung an der Loose Namensgeber für viele Generationen danach? 


Quellen: [1] Stöwer, Herbert [bearbeitet von]: Die ältesten lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507. Westfälische Schatzungs- und Steuerregister Band 7. Aschendorff Münster, 2001, S. 81.
  [2] Wüstener Kirchenbücher im Archiv der Lippischen Landeskirche Detmold.
  [3] Udolph Jürgen und Sebastian Frick: Professor Udolphs Buch der Namen. 4. Auflage. C. Bertelsmann, München, 2005, S. 273. 
  [4] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Deutscher Taschenbuchverlag, 1984, Bd. 13, Sp. 2226-2233.
  [5] Bahlow, Hans: Deutsches Namen Lexikon. Herkunft und Bedeutung von 15 000 Vor- und Nachnamen. Gondrom Verlag, Bindlach, 2004. S. 391.
  [6] Pölert, Otto: Chronik von Salzuflen. Ursprung und Werdegang einer alten Salinenstadt. Druckerei und Verlagsanstalt Fritz Dröge, Bad Salzuflen, 1978, S. 24.
  [7] Staatsarchiv Detmold (StAD), L 24 Salzuflen, Nr. 99 (16. 7. 1606). Siehe auch: Heil, Georg: Die Geschichte der Salzufler Stadtmühle (1465 bis 1865). Aus: Bad Salzuflen 2002. Jahrbuch für Geschichte und Zeitgeschehen. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, 2002, S. 21-45.
  [8] Quelle wird nachgetragen
  [9] Den Anhang "meier" haben in Lippe viele Namen. Hiermit kommt zum Ausdruck, dass die Namensträger Land zu bemeiern (zu bewirtschaften) hatten. Die großemn Meierhöfe trugen den Namen "Meier zu ...)